Sommer, vor ein paar Jahren ...
... es war ein schöner Tag am See, doch schon früh am Nachmittag zogen die ersten Wolken auf und es rumpelte in der Ferne. Naja, eine Viertelstunde nach Hause, das sollte doch klappen. Ich steige ordentlich in die Pedale und schalte noch einen Gang höher, als ich meine ehemalige Klassenkameradin und deren jüngere Schwester am Wegrand stehen sehe: Ein Platten, ausgerechnet jetzt!
Gut, ich bin einer der wenigen Menschen, die noch regelmässig Flickzeug dabei haben. Manu bedankt sich überschwenglich, aber ihre Schwester ist in einer fürchterlichen Stimmung: Zum einen ist es IHR Platten, zum zweiten wären wir in ein paar Minuten durch und durch nass, und dass müsste sie auch noch in den nassen Klamotten bis nach Hause und würde sich bestimmt erkälten ... naja, sie war wohl schon immer so ein Püppchen.
Plötzlich zeigt Manu zu einer Feldscheune in einiger Entfernung und meint: »10.Schuljahr, Ostsee? Erinnerst Du Dich noch?«
Klick! Ich öffne meine Tasche und nach einigem Wühlen habe ich sie gefunden: Eine einigermassen grosse Plastiktüte. Manus Schwester schaut ganz verdutzt aus der Wäsche als Manu damit anfängt ihr T-Shirt auszuziehen. Unsere beiden Shirts landen in der Tüte und Manus Schwester kann erst etwas sagen, als wir beide schon an den Shorts sind und binnen kürzester Zeit nackt am Wegrand stehen. »Aber, aber ...«
»Los, stell' Dich nicht so an!« zischt Manu, »So haben wir uns bei einer Klassenfahrt schon einmal 'gerettet'!«. Als uns die Regenfront erreicht ist es endlich geschafft. Klar werden wir auf dem Weg zum Unterstand klatschnass, aber immerhin blieben die Klamotten trocken und über mangelnde Handtücher brauchten wir uns auch nicht zu sorgen.
Eine halbe Stunde später zog das Gewitter weiter und wir standen -inzwischen wieder brav bekleidet und trocken- mit einem frisch geflickten Fahrrad bereit für die Heimfahrt. Nur wenn ich seitdem Manus Schwester sehe sagt sie noch immer: »Ihr habt vielleicht Nerven ...!«.
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