16 Szenario
2. Ressourcenkrisen spitzen sich wegen der nahenden Erschöpfung von Erdöl, Erdgas und einigen strategischen Rohstoffen zu.' Es kommt nicht allein darauf an, mit welchen Umweltfolgen und wie lange ausreichende Ressourcenpotentiale verfügbar sind. Wichtig ist auch, wo diese Ressourcen liegen, das heißt, wer die ökonomische Macht über sie hat und die Preise bestimmen bzw. wer diese schließlich bezahlen kann.
Diese Fragen des Zugangs können dramatische Konflikte provozieren. Sie bergen die Gefahr wirklicher Weltkriege, nachdem von den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts der erste auf Europa und der zweite vorwiegend auf Europa und den Pazifik beschränkt war. Der Golfkrieg iggo/gi und der Tschetschenien-Krieg 1994-96 waren Auftaktveranstaltungen für sich zuspitzende Ressourcenkämpfe, wie sie Hans Kronberger in »Blut für Öl« beschreibt.' Die Eskalation wirtschaftlicher Konflikte in und zwischen kontinentalen Wirtschaftsregionen um zur Neige gehende konventionelle Ressourcen erscheint schon lange vor der Rohstoffausschöpfung unvermeidlich, weil sich zwei gegenläufige Kurven nähern: jene der abnehmenden wirtschaftlichen Verfügbarkeit von fossilen Energien und strategischen Rohstoffen und jene des zunehmenden Verbrauchs durch eine wachsende Bevölkerung in wachsenden Volkswirtschaften. Wenn sich diese Kurven kreuzen, ist mit bedrohlicheren Konflikten zu rechnen als je zuvor in der Weltgeschichte. Und schon vorher werden sich die Zugangs-, Preis- und Verteilungskrisen verschärfen, mit unberechenbaren Folgen für die Weltwirtschaft.
3. Da die Energie- und Rohstoffressourcen an relativ wenigen Plätzen des Erdballs lagern, jedoch überall gebraucht werden, haben sie - je länger und je mehr sich zunächst die Industriegesellschaften, schließlich die ganze Weltwirtschaft von dieser Ressourcenbasis abhängig gemacht haben - die politischen und wirtschaftlichen Strukturen weltweit geprägt. Es war die Ressourcenabhängigkeit, welche die »Globalisierung« der Wirtschaftsaktivitäten erzwang, lange bevor dieser Begriff in aller Munde kam. Das Ziel, die Ressourcen kontrollieren zu können, hat nicht nur die nachkoloniale Staatenwelt und jüngst den Auflösungsprozeß der früheren Sowjetunion gesteuert, sondern auch wirtschaftliche Handlungsschwerpunkte, einschließlich der damit verbundenen Wirtschaftsstrukturen, vorgegeben. Ressourcenabhängigkeiten verstärken - offen oder unsichtbar wirkend -
Von derfossilen zursolaren Weltwirtschaft
die Außensteuerung und Fremdbestimmung von Zivil damit ihre Krisenanfälligkeit.
In diesem Buch werden die Zusammenhänge herausgear
die einerseits dazu geführt haben, daß sich die Weltwir bahnbrechenden industriellen Revolution des späten derts von den fossilen Ressourcenadern immer stär machte und deshalb trotz aller seitdem erweiterten zi Möglichkeiten immer fragiler und absturzgefährdeter und die es andererseits ermöglichen, daß - so meine z der Wechsel zur solaren Energie- und Rohstofpasis einen den Stellenwert für die Zukunftssicherung der Weltgese wird, dessen Tiefen-, Breiten- und Fernwirkungen nur industriellen Revolution vergleichbar sein werden.
Auch auf dem Wege zur solaren Weltwirtschaft wird es geben, die nahezu alle bestehenden Interessen tangieren. reiche Konflikte geben. Um ihnen auszuweichen, bleiben entscheidenden »Quellenfrage« stehen oder stellen sie nur spätere Zeiten. Aber je länger die Weltwirtschaft von den gie- und Rohstoffquellen abhängig bleibt, desto schwerw den die Folgen sein.
Fossile Ressourcenabhängigkeit: Entkoppelung der Wirtschaftsprozesse von ihrer ökologischen und soziale
Eine modische Lesart lautet, daß Ressourcen eine immer g spielten, da sich die Wirtschaft durch neue, atemberauben Sprünge immer mehr »dematerialisiere« und »deindustri sächlich aber haben diese nur neuen Leichtsinn und die vorgerufen, die Ressourcenfragen zu ignorieren, und zu glauben bestärkt, für alles fänden sich notfalls neue tech gen. Schon ist der denkende Roboter in technischer E schwangerschaft. Die »Miniaturisierung« vor allem der tionstechnik, wie sie der amerikanische Zukunftsforscher enthusiastisch avisiert,") verspreche unbegrenzte neue
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