(Folgende Geschichte kann mit freundlicher Genehmigung von J.G.W. hier gegeben werden.)
Mollys Softstory
Der Freier war gegangen. Molly erhob sich leicht wankend von ihrem Stuhl. Sie hatte die Flasche Whiskey, in der sie mit einem bengalischen Binsenstengel herumgerührt hatte, zu sieben Achtel ausgetrunken. Molly war nicht schlecht beieinander, der Freier hatte ihr ordentlich eingeschenkt, und jetzt waren ihre Beine ganz wackelig. Sie errötete leicht, als sie daran dachte, was seine Zunge hinten mit ihr angefangen hatte und wie er ihr mit Lippenstift einige sinnlose Zeichen auf die Wangen und auf die Stirn geschmiert hatte. In fast schon Ekstase murmelte sie seine Abschiedworte, die er ihr so süß ins Ohr geflüstert hatte: »Lies mich, ich bin die Bergpredigt« - dabei hatte er ihr noch mit dickem Filzstift irgendwelche Zackensymbole vorn auf den vollkommen durchgeschwitzten lindgrünen Polyesterpulli geschmiert. Noch immer stand sie wankend da, drohte einen Moment lang gar das Gleichgewicht zu verlieren. Plötzlich hörte sie unten jemanden auf der Straße laut schreien: »MOLLY, DIE DRECKSNUTTE!«, und sie fühlte plötzlich Gottes Allmacht, als er mit einem und mit leuchtenden Fingern mitten in die Luft des sexdunstigen Raumes die heiligen Zeichen schrieb: 22.Nov.19884 sowie MEI GIRL PRRITTI-BELINDA. Sie stieß einen zarten Stotterfurz aus und fing leise eine Melodie an zu summen, deren Text einer berühmten Dichterin sie nicht kannte, der aber lautet:
Alkohol, du süßer Trank des Schlummers,
in dir nur find´ ich meine Ruh´,
du deckst die Kanten meines Kummers
mit Daunendecken zu.
Dann war das letzte Achtel in der Binsenflasche dran. Belinda war glücklich.
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