Heute sind wir skrupellos, wir rauchen erstmal einen und trinken noch ein Bier drauf, später holen wir die anderen ab, gehen zur Disco und so Sachen ... schwere Wolken ziehen tief über das Land, werd' wohl den Fahrersitz vorrücken müssen. Das Industriegebiet ist schütter, morsch, aber incredent ... von der Straße her dringen Rufe empor, sie sagen: »Hörst Du die Sirenen? Das Donnern der Jäger? S'ist Krieg nun, Bruder, Krieg! Komm herunter, Gift, kämpfe mit uns im Krieg! Es ist Krieg und Revolution!!«
Wir treten von der Jalousie zurück, die Lamellen knicken gleichsam elastisch in die Position, die sie innehatten, als noch Frieden war. Ein letztes Mal laden wir das Gerät nach, geliebte Bärbel, Du, wie werden wir frontwärts an Dich denken ... »S'ist Krieg, Bruder! Was ist nun? Kommst auch Du und schließt Dich an?!«
Die Straße schreit, Regen trifft ihr Kopfsteinpflaster. Wir ziehen die Ein-Strich-kein-Strich-Jacke an aus GoreTex und nehmen den nagelgespickten Beilstiel unterm Bett hervor. Wir sehen uns um, als sei es das letzte Mal. Haschischgeruch liegt im brandgeschwärzten Hausflur, während wir die Tür entgültig schließen (seit die Wände fehlen, brauchen wir ohnehin keine Schlüssel mehr).
»Kommst Du, Gift, müssen wir Dich holen?!«
Der Brandgeruch wird steiger, während wir die Treppen hinab schreiten, ständig in hab Acht. Regentropfen treffen uns durch die zerbrochenen Scheiben. Es wird Tag in der Stadt ...
|