Kohorte altrömische Truppeneinheit, 10. Teil einer Legion; auch (selten) abwertend: Schar, Gruppe; aus lat. cohors »Hofraum, Gehege, Viehhof«, übertr. »Schar; Menge, Gefolge«
»Knaurs Herkunftswörterbuch« 1982
Ich war dagegen. Was ist eine Generation? Ich bin nicht scharf auf diesen Begriff, mit dem sich Soziologen immer wieder ein paar Euro verdienen. Aber ich weiß, daß Rudi Dutschke 1940 geboren wurde, also nur ein Jahr jünger war als ich. Tilman Fichter, einer der Obristen dieses idealistischen Anführers, ist sogar zwei Jahre älter als ich. Woher das Auseinanderfallen? Was machte mich mit zweiundzwanzig zum SPD-Funktionär, während diese Kameraden aus der gleichen Alterskohorte in eine verbissene Opposition gegen den Bonner Staat fielen?
Ich kann ein paar biographische Gründe anführen. Ich zog das Studium schnell durch; ich war, als die Revolte ausbrach, schon ein lehrender Assistent. Ich gehörte also zur untersten Kaste des angegriffenen Establisments und mußte meine Seminare verteidigen, die die Achtundsechsziger (die man damals natürlich nicht so nannte) sprengen wollten. Auch mit den kleinen Leuten, für die diese Rebellen zu kämpfen vorgaben, war ich vertraut. Ich lebte mit ihnen, zwar nicht mit den Arbeitern, die ich in der Münchner SPD nur gelegentlich traf, wohl aber mit der unteren Sozialbürkratie, den Bediensteten der Assekuranz, den Stadtbibliotheksangestellten, Bundeswehrleuten, Betriebsräten. Sie schienen mir kene neuen Menschen werden zu wollen. .... Bernward Vesper schilderte, wie mit ihm in einer Debatte mit Drogenexperten der Gaul durchging. Er sagte ihnen: »Ist Ihnen eigentlich klar, was für Unverschämtheiten Sie vorbringen? Das System macht diese Kinder fertig, diese verdammte Scheiße wollen sie nicht, sie haben es satt und sie machen sich einen Schuß. Klar sollen sie. Wissen Sie was Besseres?« Das System hat diese Kinder fertiggemacht ...
Unter der Überschrift »Antwort an Bernward Vesper« schrieb ich: »Ihr müßt sagen, was im System die Kinder fertigmacht, ich welchem System sie nicht fertiggemacht werden ... Reden wir nicht um den heißen Brei: Ich war nicht nur dagegen, ich habe sie gehaßt.«
Peter Glotz: »Von Heimat zu Heimat«; Ullstein Buchverlag, Berlin 2005; S. 144/145/147
Anekdote kurze, witzige, eine geschichtliche Persönlichkeit charakterisierend, jedoch nicht durch Dokumente, urkunden, Briefe usw. beweisbare Geschichte; aus griech. anekdotos »(noch) nicht aus dem Haus gegeben; (noch) nicht herausgegeben«, aus an- »nicht« und ekdidonai »herausgeben, aus dem Haus geben, zu den Leuten außerhalb des Hauses tragen, bekannt machen«, aus ek »heraus, hinaus« und didonnai »schenken, geben«
Fiktion etwas Ausgedachtes, eine erfundene Geschichte, Dichtung; aus lat. fictio Bildung, Gestaltung, bes. Wortbildung; Erdichtung», zu fingere «bilden, formen, gestalten"
Essenz Wesen, Geist (einer Sache); Auszug aus einem Stoff, der die wesentlichen Bestandteile des Stoffes enthält; aus lat. essentia »das Wesentliche, das Wesen einer Sache«, zu esse »sein«
konditionieren geistig-seelische und/oder körperliche Zustände, Reflexe heraus-, hervorrufen;
Reflex (lat.) 1 Rückstrahlung (z.B von Licht); 2 biolog.: unwillkürliche (oft nicht durch das eigene und/oder fremde Bewußtsein kontrollierbare) Reizbeantwortung
Quelle »Knaurs Herkunftswörterbuch« 1982 und »Knaurs Fremdwörterbuch« 1982
»Das Beispiel, das ich zitiere, ist sehr berühmt. Es kann in der Kóan-Sammlung Wu Mén Kuan (jap.: Mu Mon Kan), Nr. 3, nachgelesen werden; es befindet sich auch in einer anderen gerühmten Kóan-Sammlung, dem Pi Yen Lu (jap.: Hekigan Roku), Nr. 19. Die Anekdote ist als der Ein-Finger-Zen des Meisters Chü Cih bekannt.«
Die zentrale Kommunikationsfigur (im Original »der Held«) "dieser Anekdote ist Chü Chih (jap. Gu Tei), ein gerühmter Meister des 9. Jahrhunderts. Dieser Meister hob immer einen Finger, wenn er über Zen befragt wurde. Das Hochhalten eines Fingers, ohne noch etwas zu sagen, war seine stets gleiche Antwort auf jede Frage über Zen. 'Welche ist die oberste und absolute Wahrheit?' - Antwort: Das stille Hochheben eines Fingers, 'Was ist die Essenz des Buddhismus?' Antwort: Wieder genau das gleiche Hochheben eines Fingers.
Es ist klar, dass in einer normalen Lebenssituation diese Handlung keinen Sinn macht, denn das einfache stillschweigende Hochheben eines Fingers stellt überhaupt keine vernünftige Antwort auf eine gestellten Fragen dar, auch nicht auf eine der möglichen Fragen, außer man würde fragen: Wo ist dein» Stinkefinger? (im Original «Finger») ... Meister Chü Chih hatte einen« Azubi, »einen jungen Schüler, einen Lehrling, der dem Meister überallhin folgte und ihn zu Hause und außerhalb des Hauses bediente.« - Frage des Abschreibers: »der ihn zu Hause ... bediente«? Woher weiß man das? - »Da der Schüler das Verhalten seines Meisters beobachtet hatte, hob auch er immer einen Finger, wenn er während der Abwesenheit seines Meisters über Zen befragt wurde. Zuerst bemerkte es der Meister nicht. Der fatale Moment« (fatal: unangenehm, peinlich) "kam, als der Meister erfuhr, was der Junge hinter seinem Rücken getan hatte.
Der Meister versteckte ein Messer in seinem Ärmel, rief den Jungen zu sich und sagte: 'Ich hörte, daß du das Wesen des Buddhismus verstanden hast. Ist das wahr?' Der Junge antwortete: 'Ja, das ist wahr.' Daraufhin der Meister: 'Wer oder was ist Buddha?' Als Antwort hielt der Junge einen Finger hoch. Meister Chüh ergriff die Hand des Jungen und schnitt den zuvor hochgehaltenen Finger mit dem Messer ab. Als der Junge mit seinen Schmerzen schreiend aus dem Zimmer rannte, rief der Meister ihn zurück. Der Junge drehte sich um. Der Meister sprach laut: 'Wer oder was ist Buddha?' Beinahe einem konditionierten Reflex gehorchend, hob der Junge seine Hand, um seinen Finger hochzuhalten. Aber da war kein Finger.
Ob diese Anekdote fiktiv ist, oder ob es wirklich geschah, wissen wir nicht."
Toshihiko Izutsu: »Philosophie des Zen-Buddhismus«; Rowohlt Taschenbuch 1979; S. 60/61
Das Buch von Toshihiko Izutsu bekam ich in die Hände, als ich Bücher von einem Tisch nahm, um sie wieder in ein Regal einzuordnen. Dass ich das Buch aufschlug, um kurz darin zu lesen, war nicht nur Zufall, sondern hat gewiß auch mit meiner gegenwärtigen Gemütsverfassung zu tun. Ich schlage oft Bücher, die ich in die Hände nehme, an irgendeiner Stelle auf. Fast nie im ersten Drittel. Da es ja Bücher sind, die ich alle schon midenstens einmal gelesen habe. Ich schlage sie irgendwo danach auf, lese kurz, oder bleibe für länger am Text. Als ich das Buch »i cool« von Ric Graf" (Rowohlt Taschenbuch, Juni 2006) aufschlug, beschrieb er eine Bahnfahrt von Hamburg oder nach Hamburg. Dass ich, aufs ganze Buch gesehen, diese und keine andere Seite aufschlug, sehe ich als Zufall. Ich ging, als ich jung war, sehr häufig, dann ungefähr zehn Jahre nicht mehr, und bis heute gelegentlich in ein Spielcasino. Das heißt, ich gehe heute gelegentlich in ein Casino, so, wie andere Leute ins Theater und danach essen gehen gehen. Ich setze eine Summe, verliere und gehe, oder ich gewinne und bleibe. Essen gehe ich danach immer, weil das Geld dafür nicht fürs Spiel gedacht war, und ich nur mit diesem vorher festgelegten Betrag spiele. Ist er weg, ist er weg. So, wie das Geld für eine Kinokarte. Die natürlich billiger ist. Aber ich gehe ja auch viel öfter ins Kino als ins Casino. Wenn ich im Casino, kurz nach Eintritt auf eine Chance setze, ist das Zufall. denn es kann Zero, oder irgendeine andere Zahl oder eine einfache chance, oder oder, sein. Ich weiß es zuvor nicht. Es ist eine Augenblicksentscheidung am Tisch. Und, wie auch das Ergebnis, absolut zufällig. Als genauso zufällig sehe ich die Seite, die ich in diesem oder jenem Buch aufschlug, oder aufschlagen werde.
Als ich nun das Buch von Toshihiko Izutsu zufällig aufschlug, las ich, nun nicht mehr Zufall, das oben Wiedergegebene. Mit dem Buch von Ric Graf ist am leicht zu erklären, warum ich, in der Regel ein Buch,in meiner Hand, zufällig da oder dort aufschlage. Ich schlug Seite 87 auf und las dann von S. 76 bis S. 90. Seitdem liegt das Buch neben meinem Bett, weil ich, aufgrund der Hektik in meiner engeren Umwelt, mehr als 76 bis 90 noch nicht lesen konnte. Hektik entsteht in meiner engeren Umwelt immer dann, wenn Verwandte, mit extrem anderen Lebensentwürfen, oder »Freundschaften«, die ich aufgrund ihrer langen Dauer und Haltbarkeit nicht »einfach« abschneiden kann, die aber vielleicht nur hielten, weil der eine jetzt in Leipzig oder Berlin und der andere in Nürnberg oder Stuttgart lebt. Mein Entschluß, den Text von Toshihiko Izutsu unter dem Stichwort SKINHEAD in den Blaster zu setzen, kam spontan während des Lesens. Mein Entschluß, den Text von Peter Glotz über den Zen-Buddhismus-Text zu setzen, geschah spontan während des Abschreibens. Das Buch lag, sofort greifbar, unter dieser Schreibplatte. Und das ist, gewiß, kein Zufall.
Nun, auch wenn es Leute wie Peter Glotz, Helmut Kohl, Helmut Schmidt, Friedrich Zimmermann, Franz Josef Strauß, Martin Walser und so weiter und so weiter, nie hören, sehen oder lesen wollten, wir alle, und damit meine ich die direkt Beteiligten und Betroffenen an der vorderster Front auf beiden Seiten, wissen doch nur allzu gut, daß die aggressiv-Autoritären den deutschen Krieg, von 1939 bis 1945 nur nach außen verloren hatten.
Anders gesagt: Ich lehne das Wort »Nazi« oder »Nationalsozialist« ab, weil die aggressiv-Autoritären weder »national« noch »sozialistisch«
waren. Was »national« oder »sozialistisch« war,
oder ist, interesiert mich nicht. Würde es mich interessieren, könnte ich mich ja auch mit der Frage »wie viel Engel haben auf einer Nadelspitze Platz?« befassen. Ich versuche Gefühle und Gedanken in MEINEM Bewußtsein zu beherrschen und/oder zu kontrollieren, die mich an den Rand der Selbstzerstörung brachten und bringen. Meinen
Selbsthaß! Meine Selbstverachtung!
Ich habe, außerhalb der Medien (Zeitungen, Bücher, Filme usw.), also in meiner Realität nur extrem selten einen Mann kennengelernt, der so viel Freude an seiner (fast?) unbegrenzten Macht über Frauen, Kinder, Tiere hatte, dass ich ihn als (fast)nur aggressiv autoritär einstufen konnte. Einen Dealer, einen Lieferanten aus der Haschisch-Händler-Szene. Dies aber nur, weil er mir Einblick in sein Familienleben gab. Sein Intimbereich blieb mir, selbstverständlich, verschlossen. Und ich hatte, in diesem Leben, nur Einblick in zwei Intimbereiche: in das meiner Eltern, und in mein eigenes. Und selbstverständlich schweige ich über beide.
Anders gesagt: Ich tue das, wozu meine Gegner nicht willens oder fähig sind.
Ich will jetzt zu einem vorläufigen Ende kommen. Denn auch ich lese im Blaster lieber kürzere Texte, und längere lieber auch im Bett und auf dem Clo lese.
Die aggressiv-Autoritären in Deutschland hatten 1945 den Krieg nach innen gewonnen
Peter Glotz kann ich nicht mehr weh tun, weil er tot ist. Helmut Schmidts Psyche ist
»nicht mein Bier!«
Damit will ich sagen: Ich bin froh, dass Menschen existieren, die einen Vergewaltiger oder Lustmörder analysieren, aber ich möchte das nicht tun. Das allein sagt noch nicht viel. Denn ich will ja auch nicht an einem menschlichen Körper herumdoktern. Einfach deshalb nicht, weil ich vor der Verantwortung zurückschrecke, und weil ich mir nicht vorstelle, dass ich ein Alleskönner werden will und werden kann.
Devise Wahlspruch. Motto; frz. devise »Denk-, Sinnspruch, mit einem Spruch bedruckter Papierstreifen«, früher »Wahlspruch«, uranfängl. bedeutete das Wort nur eingeteiltes, abgeteiltes Feld im Wappen»; da dieses Feld aber oft mit dem Wahlspruch des Besitzers versehen war, ging die Bezeichnung vom Feld auf den Spruch selbst über; aus lat. dividere «teilen, ein-, abteilen", - dividieren
»Knaurs Herkunftswörterbuch« 1982
Peter Glotz: »Was ist eine Generation? ... Vesper schildert, wie mit ihm in einer Debatte mit Drogenexperten der Gaul durchging. Er sagte ihnen: «Ist Ihnen eigentlich klar, was für Unverschämtheiten Sie vorbringen? Das System macht diese Kinder fertig ... Unter der Überschrift: »Antwort an Bernward Vesper« schrieb ich: "Ihr müßt sagen, was im System die Kinder
fertigmacht ... "
Wir müssen?
Ich spreche jetzt nur über Deutschland und sage: Die Devise des 19. und 20. Jahrhunderts war: »Der Boß wird dir ein Angebot machen, dass du nicht ablehnen kannst.« - Die Devise des 21. Jahrhunderts heißt Gruppendynamik. Und es gibt eine Wahrheit, die jeder kennt, der weiß, dass Rudi Dutschke, Fritz Teufel, Ulrike Meinhof, Andreas Baader und so weiter und so weiter, und wie sie alle heißen und hießen, nicht von rebellierenden Jugendlichen, sondern von der Springerpresse, vom »Spiegel« und so weiter zu »Obergurus« gewählt wurden, anders gesagt; von den Besitzern dieser Medien, und von ihren »Arschkriechern« und »Speichelleckern«, um diese »Führer« zum Abschuß frei geben zu können.
Es gibt eine Lust an der Jagd auf Menschen, es gibt Freude an der Grausamkeit, am »Männerspaß«, wie es der von Franz Josef Strauß so hoch geachtete Herr Hofmann aus Nürnberg oder Fürth einmal sagte. Und gewiß war ich, nicht in diesem aber in einem Leben zuvor einmal Opfer, wurde gefoltert. Und gewiß kannst du sagen, dass ich jetzt und hier nicht in einem zweiten Leben lebe, dass es nur ein schlechter Traum gewesen sei, eine Einbildung, eine Illusion oder sonstwie blablabla. Denn du kannst viel sagen und lang reden, vorausgesetzt, du bist so weit von mir entfernt, dass ich nicht reagieren kann.
Und du bist so weit von mir entfernt. Denn ich weigere mich Dummheit, Inzucht, Unwissenheit, Verlogenheit voneinander zu trennen. Nicht weil ich es nicht will, sondern weil ich es nicht kann.
Wir müssen? - Und ihr könnt machen, was ihr wollt?
Hallo hallo Herr Größenwahn, aufgewacht! Schöner Morgen heute abend? - »Ihr müßt sagen, was im System die Kinder fertigmacht«. Andernfalls kriegt ihr Ohrfeigen und Stockschläge.
Das Herr Oberlehrer Helmut Schmidt wäre Ehrlichkeit gewesen, und nicht weinerliches oder selbstgerecht arrogant, aggressiv autoritäres Drumherumgerede. - Ein Drumherumgerede, eine widerliche Unehrlichkeit, ein Ekel erregender Egotrip, eine Tatsache, die jeder (!) weiß, der, wie ich, von 1949 in Nürnberg, in eine »Volksschule« und, danach, ins Elternhaus ging.
Und nun schau mir in die Augen, und schau in mein Gesicht: du wirst darin nicht die geringste Spur von Mitgefühl finden!
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