04 – Stationsbau mit Hindernissen
Wir werden genauso operieren, wie es die endgültige Crew direkt nach der Landung auf dem Mars tun wird. Statt des Raumschiffs hat uns ein enges Wohnmobil zum sogenannten Landeplatz am Rande einer amerikanischen Wüste gebracht. Hier gibt es praktisch nichts, nichts außer Sand und Staub. Das versprochene Material zum Aufbau unserer Station gibt es auch nicht, zumindest nicht hier. Robert prüft noch einmal die Zielkoordinaten. Unser Fehler ist es nicht. Neben mir sitzen Robert, Carmen und Mario. Rein äußerlich sind wir uns ziemlich ähnlich, schlank und kräftig genug, um auch zuzulangen.
Außer der fehlenden Unterkunft ist die Simulation der Marsmission ziemlich perfekt. Die Funkverbindung zum Kontrollzentrum wird künstlich um ungefähr eine halbe Stunde verzögert. Und die Antwort erreicht uns ebenfalls erst nach dieser Wartezeit. Mir ist die Verweilzeit nicht unangenehm. So können wir uns gleich zu Beginn näher kennenlernen.
Das wäre aber zu einfach. Bereits zwei Minuten nach der Anfrage erhalten wir eine Antwort. Offenbar werden wir besser überwacht als angenommen. Wir hatten falsche GPS-Koordinaten. Der wahre Landeplatz ist 5 km entfernt. Also weiter geht die Fahrt. Und tatsächlich steht dort der Container mit Baumaterial und Proviant. Um Zeit zu sparen, haben wir den Umgang damit nicht trainiert. Hoffen wir also, dass der Aufbau besser geht als das Finden.
Ich mag gerne kräftigen Muskeln beim Arbeiten zusehen, aber das Ausladen ist eine echte Zumutung. Unsere Jungs schaffen das gerade einmal mit größter Anstrengung. So ist das, wenn für den Mars mit nur 40 % der Schwerkraft konzipierte Teile auf der Erde zusammengebaut werden sollen. Nachdem das schwere Grundgerüst steht, können auch Carmen und ich mitarbeiten. Es macht uns richtig Spaß, weil alle Teile perfekt zusammenpassen. Gegen Abend ist zwar das Haus noch nicht fertig, aber wir. Zumindest ist das Wohnhaus rundherum geschlossen und wir können uns darin ausstrecken.
Mit der Verkabelung der Sonnenkollektoren und der Elektronikkomponenten tun sich meine Freunde etwas schwer. Ich kann mich dort besser hineinversetzten und bin bereits nach kurzer Zeit fertig. Der Gewächshaus-Anbau ist ebenfalls zu schwer. Bei den dicken Glasplatten müssen wir alle anpacken, um sie auf Position zu rücken. Wenn wir sie dabei fallen lassen, gibt es ein Jahr lang keinen frischen Salat.
Unser Kontrollzentrum kann einen ziemlich nerven. Bereits dreimal haben sie nachgefragt, ob wir die amerikanische Flagge schon aufgestellt haben. Außerdem sollen wir endlich die Fernsehkameras in Betrieb setzen, mit denen sie die Station von außen und innen überwachen können. Ich habe den Ehrgeiz, die Kameras so auszurichten, dass uns ein intimes Eckchen bleibt. Wenn ich es geschickt genug mache, merken sie es nicht.
Die Station muss mit Rücksicht auf die dünne Marsatmosphäre hermetisch dicht und vollklimatisiert sein. Die endgültige Fertigstellung der Station wird noch ein Weilchen dauern. Und vielleicht lassen wir uns noch etwas mehr Zeit. Wenn sie erst einmal fertig ist, dürfen wir sie nicht ohne Erlaubnis verlassen. Dann geht es im Wesentlichen nur noch darum, uns gegenseitig auf den Geist zu gehen.
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