>Info zum Stichwort Simulierte-Marsmission | >diskutieren | >Permalink 
Taffe Frau schrieb am 6.3. 2024 um 16:16:36 Uhr über

Simulierte-Marsmission

10 - Entweder oder

Unsere zweite Marsstation ist weit großzügiger als die erste und verlangt uns weit weniger Einschränkungen ab. Dank der Glasperlen im Baumaterial ist das Dach halbwegs lichtdurchlässig, und wir müssen nicht länger im Dunkeln leben. Außerdem sitzen wir weniger eng aufeinander. Damit gehen wir uns vielleicht weniger auf die Nerven, allerdings leidet dadurch die knisternde Erotik, die uns bislang in Stimmung gehalten hat.

Ursprünglich sollten wir ohne viel Abwechslung ein Jahr lang zusammen leben, um zu testen, wie lange wir das aushalten. Das erste halbe Jahr war jedoch mit dem Raubüberfall und dem Aufbau der zweiten Forschungsstation so ereignisreich, dass dieser Test praktisch entfallen ist. Deshalb hat die Organisation vorsichtig nachgefragt, ob wir bereit wären, den Aufenthalt um ein halbes Jahr zu verlängern. Es gab wohl noch eine zweite Simulation, die abgebrochen wurde, weil die Mitglieder sich total zerstritten hatten. Wir verstehen uns so gut, dass wir alle begeistert zugesagt haben. Vielleicht mit dem Hintergedanken, sogar eines Tages auf den Mars fliegen zu dürfen.

Das alte Haus nutzen wir nur noch zur Aufzucht von Pflanzen, die Astronautennahrung aus der Tube erträglicher machen. Auf meine Initiative konnten wir einige Cannabis-Pflanzen organisieren, mit deren Wirkung jedoch niemand von uns bislang die geringste Erfahrung hat. Das macht natürlich neugierig. Es wäre verlorene Liebesmühe, wenn ich die jungen Hanfpflänzchen mühsam hochpäppele und sie hinterher niemand mag. Speziell bei Leuten, die mit beiden Beinen im Leben stehen, sollen sie nicht wirklich beliebt sein. Was liegt also näher, als die größte Pflanze zu opfern. Also drehe ich einen Joint daraus und reiche ihn zum Probieren herum.

Der inhalierte Qualm zeigt schnell seine Wirkung. Außer bei Robert, der weigert sich am Joint zu ziehen. Ihn würde allein beim Gestank schon schlecht, weil er ihn an den Weihrauch in der Kirche seiner Kindheit erinnere. Bei den anderen ist es überwiegend eine entspannte Trägheit. Ein Vorteil mag sein, dass sie Aggressionen abbaut. Viel schlimmer als eine für uns nur theoretische Aggressivität ist, dass Mario seinen Schwanz kaum noch hoch bekommt. Das akzeptieren Carmen und ich auf keinen Fall. Mario stellt dazu knapp fest, dass er sich nicht zum Ochsen berufen fühle.
Damit ist das Thema Cannabis für uns vom Tisch. Ich kann meine Tränen nicht zurückhalten, als ich die recht teuren Pflänzchen dem Biomüll übergebe. Wahrscheinlich wäre unser Drogenkonsum irgendwann aufgeflogen und hätte die gesamte Mission gefährdet.

Mit Rücksicht auf die Erotik würde es uns gut tun, wieder näher zusammen zu rücken. Gegenüber den Planungen der Organisation ändern wir die Nutzung der verschiedenen Räume entsprechend. Die körperliche Nähe im kleineren Schlafraum erzeugt wieder das von früher gewohnte Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Cannabis-Episode haben wir offenbar gut überstanden und sind wieder topfit.



   User-Bewertung: +18
Du willst einen englischen Text schreiben? Nehme den englischen Assoziations-Blaster!

Dein Name:
Deine Assoziationen zu »Simulierte-Marsmission«:
Hier nichts eingeben, sonst wird der Text nicht gespeichert:
Hier das stehen lassen, sonst wird der Text nicht gespeichert:
 Konfiguration | Web-Blaster | Statistik | »Simulierte-Marsmission« | Hilfe | Startseite 
0.0121 (0.0059, 0.0047) sek. –– 854118152