09 – Endlich etwas Luxus
Von den letzten Gästen haben wir noch die Nase voll. Und schon rollt wieder ein Fahrzeug in unsere Richtung. Es ist ein kleinerer LKW mit einer ungewöhnlichen Ladung. Am auffälligsten sind Tonnen mit Kunstharz auf der Ladefläche. Dann gibt es noch einige Metallprofile und Maschinen in Light-Version. Gerade so schwer, dass ein Transportraumschiff das ganze Zeug auf dem Mars absetzten könnte.
Es war schon lange angedacht, eine richtig solide Marsstation zu bauen. Unsere Versuchsmission ist gut geeignet, auch das auszuprobieren. Obwohl wir die Station nicht verlassen sollen, helfen wir dem Fahrer beim Abladen. Er müsse noch einmal kommen, weil noch etwas fehlt. Das wäre vielleicht eine Möglichkeit, an die Pflanzen zu kommen, um die unsere Gedanken schon geraume Zeit kreisen. Unsere bislang einzigen Gäste hatten uns auf die Idee gebracht, Cannabis zu anzubauen. Nun, das sollte gehen. Der Fahrer hat einen Freund, und der hat einen Freund, der im Drogengeschäft aktiv ist. Lassen wir uns also überraschen.
Von Langeweile getrieben stürzt sich Carmen auf das zu dem ganzen Material gehörige Anleitungsbuch. Wow, wir bekommen einen Luxusbungalow! Die Maschinenteile ergeben einen 3D-Drucker, wie er verschiedentlich für den Bau von Betonhäusern verwendet wird. In unserem Fall besteht das Baumaterial aber nicht aus Kies und Zement sondern aus Wüstensand und Kunstharz. Die Tonnen enthalten das Kunstharz, und Sand gibt es außer in der Wüste auch auf dem Mars. Die große Innovation sind einige Säcke feiner Glasperlen. Die Glasperlen ergeben mit Kunstharz vermischt so etwas Ähnliches wie Fenster. Man kann zwar nicht hindurchsehen, aber es scheint viel Licht hindurch. Außerdem sind sie ebenso robust wie das ganze Haus.
Carmen wird zur freizügigsten Sklaventreiberin, die es jemals gegeben hat. Mit dem richtigen Anreiz vor Augen entwickeln sich die Jungs zu willigen Arbeitssklaven. Bereits am ersten Abend ist der 3D-Drucker installiert. Und morgen beginnt die Schwerarbeit.
Mit nackten Oberkörpern schleppen Robert und Mario schwitzend Wüstensand herbei. Ich fülle ihn in einen Trichter. Dann vermischt der Drucker ihn mit Kunstharz und spuckt ihn schichtweise dorthin, wo später Böden und Wände sein sollen. An den Fenstern wird von Sand auf Glasperlen gewechselt. So ergeben sich vakuumdichte Gebäudeteile aus nur einem Stück. Dummerweise muss das Ganze vorwiegend während der Mittagshitze passieren, weil sonst der Strom unserer Sonnenkollektoren für den Drucker nicht ausreicht. Deshalb muss nachmittags jeweils die vormittags begonnene Baugruppe fertig sein. Unsere Jungs sind dann auch total fertig aber glücklich. Es tut ihnen gut, ihre Körper nach langer Zeit mal wieder richtig zu fordern. Und Carmen überlegt sich, ob die Jungs wohl noch ein Bisschen fleißiger sind, wenn sie sich noch ein Bisschen weniger anzieht.
So vergehen fünf Tage, bis eine geräumige, fast perfekte Marsstation fertig ist. Die Arbeit an der frischen Luft hat uns allen eine leichte Sonnenbräune eingebracht, die das gegenseitige Begehren anheizt. Später auf dem Mars ist die Motivation weniger erotisch. Nichts ist mit Sonnenbräune, die Leute stecken in unbequemen Raumanzügen. Dafür wiegt das Baumaterial aber weniger als die Hälfte.
Wir beziehen unseren Luxusbungalow, und die erste Station bauen wir vollständig zum Gewächshaus um. Das liegt mir besonders am Herzen. Speziell die inzwischen eingetroffenen Hanfpflänzchen. Wer vermutet schon eine Cannabis-Plantage in einer Forschungsstation in der Wüste.
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