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Max van der Moritz schrieb am 4.8. 2002 um 14:45:23 Uhr über

SilvioGesell

Die Zusammenhänge und Wechselbeziehungen zwischen Inflation,Deflation, Zinsen und Wirtschaftskrise (Arbeitslosigkeit)

Zuerst wollen wir einmal klarstellen, daß schrumpfender Absatz, Krise und Arbeitslosigkeit in engen Zusammenhang stehen und nicht als Ursache sondern als Folgeerscheinung des Rückganges der volkswirtschaftlich wirksamen Nachfrage angesehen werden müssen.

Volkswirtschaftlich wirksame Nachfrage wird aber immer in Geld ausgedrückt. Man könnte sagen Geld mal Umlaufgeschwindigkeit IST die gesamtwirtschaftliche Nachfrage..Bedarf allein ist nicht Nachfrage. Er kann es erst werden, wenn Geld oder Kredit dahinter steht.

Welchen Einfluß haben nun Inflation oder Deflation auf den Geldumlauf? Das ist recht einfach. Bei Inflation, also allgemein steigenden Preisen, trennen sich die Leute leicht von ihren Geld, weil es ja immer weniger wert wird; oder aus anderer Sicht gesehen kaufen sie schnell bevor die Sachen noch teurer werden. Damit beschleunigen sie den Geldumlauf und die Wirtschaft floriert solange die Inflation nicht so ein Ausmaß erreicht, daß die Bremse nun von der anderen Seite in Kraft tritt und die Leute ihre Waren nicht mehr für merkbar wertloser werdendes Geld hergeben wollen.

Bei Deflation, also allgemein sinkenden Preisen läuft die Sache umgekehrt. Alle halten das Geld, welches sie nicht unbedingt zum Leben brauchen zurück weil es im Vergleich zu den Waren immer mehr wert wird. Wieder aus anderer Sicht gesehen: Sie warten bis die Sachen noch billiger werden mit ihren Einkäufen. Dadurch stockt der Absatz von Waren aber immer mehr und bald verschwindet das Geld fast völlig vom Markt und die Arbeitslosen werden immer mehr und haben bald nicht einmal mehr das Geld um das Lebensnotwendigste zu kaufen und so treibt ein Keil den anderen.

Was haben nun die Zinsen mit all dem zu tun? Nun, es gibt immer Leute, die Geld haben, welches sie nicht unbedingt zum Leben brauchen und es aus allen möglichen Gründen sparen, wie für größere Anschaffungen oder für ihre Altersversorgung. Auf der anderen Seite gibt es Leute, die Geld für Anschaffungen oder Investitionen ausleihen wollen. So weit, so gut! Damit bleibt das Geld im Umlauf und wenn der Geldgeber dafür eine Vergütung, den Zins, bekommt ist das auch in Ordnung.

Wo steckt aber der Pferdefuß?

Nun, immer in der Geschichte, wenn der Realzins unter die sogenannte Rentabilitätsgrenze sank, zog sich das Geld vom Markt zurück und verursachte so die immer wieder auftretenden Absatzstockungen und Krisen. Dieser Streik des Geldes und der Zins kann durch keine Verbote oder Vorschriften verhindert werden, wie das Zinsverbot der Weltreligionen bewiesen hat und es gab in der ganzen Menschheitsgeschichte nur eine Zeit, in der der Zins durch geldtechnische Maßnahmen.überwunden worden war. Das Zeitalter der Gotik!

Vielleicht sollten wir doch einmal endlich etwas aus der Geschichte lernen, bevor es zu spät ist

Eigentlich tauscht jedermann seine Waren und Leistungen gegen die Waren und Leistungen anderer Leute und wenn er in der Zwischenzeit bunte Papierchen an Zahlungs statt nimmt, dann tut er es nur deshalb, weil er aus Erfahrung weiß, daß er damit später die Waren und Dienstleistungen anderer eintauschen kann. Er ist dadurch unabhängig davon, ob derjenige, der ihm seine Waren gegen die bunten Papiere, Geld genannt, abtauscht auch etwas hat, was er brauchen würde. Er kann dieses allgemein anerkannte Tauschmittel denen geben , die etwas haben, was er brauchen kann.

Die Sache hat nur einen Haken. Wenn sich der Wert der Papierchen in der Zeit verändert, bis er etwas gefunden hat, dann funktioniert der Tausch nicht reibungslos. Da gibt es zwei Möglichkeiten. Erstens: das Geld wird in der Zwischenzeit durch Inflation weniger wert. Da bleibt ihm nur übrig, daß er so schnell wie möglich etwas kauft ( dafür eintauscht) bevor es noch weniger wert wird. Solange die Inflation nicht Ausmaße annimmt, wo er es sich schon zu Beginn überlegen wird seine gute Ware herzugeben, funktioniert das auch noch und die Zeche zahlen nur die Sparer. Wird es aber zu schlimm, dann kommt die Wirtschaft ins Stocken, denn Zigaretten, Schnaps oder andere Naturaltauschmittel können das Geld nicht ersetzen. Es werden dann eben Waren gehortet und auch so kommt die Wirtschaft zum Erliegen.

Im zweiten Fall, wenn das Tauschmittel mehr wert wird - die Preise also im allgemeinen fallen - ist die Sache eher noch schlimmer.

Niemand wird sein gutes Geld, welches er gerade für etwas erhalten hat, was für ihn keinen allzu großen Wert hatte, schnell wieder ausgeben für etwas, was er nicht dringend braucht, wenn er damit rechnen kann, es in kurzer Zeit billiger zu bekommen. Damit fängt aber die Wirtschaft an zu stocken.

Er selber kann seinen Überschuß nicht mehr verkaufen und was immer es auch ist, es wird entweder unmodern, verfault oder verliert sonst seine Nützlichkeit, wie die Zeitung von gestern. Nun muß er das Tauschmittel, welches er vorher nur wegen eines geringen Preisvorteils zurückgehalten hat, wirklich festhalten, weil er sonst für Lebensnotwendigkeiten keines hätte. Dasselbe müssen aber viele tun und so nimmt das Unheil seinen Lauf.

Die Zusammenhänge sind so einfach, daß sie eigentlich jedermann verstehen müßte. Warum werden sie nicht in den Schulen gelehrt? Warum werden immer wieder dieselben Fehler gemacht und entweder Geld wegen mangelnder Golddecke eingezogen oder bis zum Überfluß gedruckt? Warum wohl?

Warum ist es noch nie in der Geschichte gelungen die Kaufkraft des Geldes auf lange Sicht ohne Inflation und ohne Deflation stabil zu halten? Ja, warum?









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