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Max van der Moritz schrieb am 4.8. 2002 um 14:44:58 Uhr über

SilvioGesell

Gedanken über das Zinsgefälle.

Die Bedeutung des Zinsgefälles, ganz einfach und grundlegend ausgedrückt ist, daß Investitionskapital immer zu höheren Zinsen hingezogen wird. Ähnlich wie Wasser immer dem Gefälle folgend nach unten fließt, sucht Kapital immer die höchste gebotene oder erwartete Verzinsung und gibt sich erst mit niedrigeren Zinsen zufrieden, wenn die Möglichkeiten mit höherer Verzinsung erschöpft worden sind.

Viele Volkswirtschaftler sehen das als Allokationsfunktion des Zinses, der dadurch sorgt, daß Kapital dort eingesetzt wird wo größter Mangel daran herrscht. Diese Anschaung ist richtig, aber die absolute Höhe des Zinses spielt dabei keine Rolle.

Wenn 20% Zinsen nicht mehr erwirtschaftet werden können geht das Kapital zu 19% u.s.w. Bei 10% auf 9%. Bei 5% auf 4%. Das geht so weiter bis die ominöse Rentabilitätsgrenze erreicht wird. Diese liegt bei etwa 3%. Da weigert sich das Kapital noch tiefer zu gehen.

Das Handelskapital, welches das grundlegene Kapital ist an dessen Rendite sich das Sachkapital anlehnt, findet es schwerer und schwerer Waren zu finden, deren Verkauf genügend Spanne offen läßt um Zinsen zu bezahlen.

Der mangelnde Absatz erzwingt dann sinkende Preise. Sinkende Preise machen es dann ganz unmöglich etwas zu kaufen, was mit Profit verkauft werden kann und damit hat die Deflationskrise begonnen.

Bisher wurde immer versucht sinkende Preise durch Geldvermehrung zu verhindern. In geschichtlichen Zeiten mit Gold oder Silberwährung war das manchmal nicht so einfach, aber schon damals wurde durch Beimengung billigerer Metalle Geldvermehrung und damit Inflation gemacht. Die Inflation trieb dann das Geld wieder auf dem Markt und so ging es ewig hin und her.

Dabei wäre es ganz einfach das Zinsgefälle wieder herzustellen. Man bräuchte nur das Handelskapital, welches im Wesentlichen Bargeld ist mit einer Abgabe belasten. Nehmen wir an, daß diese Abgabe 5% im Jahr ausmachen würde.

Da diese Abgabe geldtechnisch auf Bargeld nur einmal erhoben würde und Versuche ergeben haben, daß so ein Geld 500 mal im Jahr den Besitzer gewechselt hatte, wären die Kosten für den einzelnen Geschäftsfall minimal.

Trotzdem wäre dadurch das Zinsgefälle wieder hergestellt. Nur wäre es nun eben minus 5% zu plus2% . Das Spiel kann also weiter gehen. Minus 5% zu 1% und schließlich minus 5% zu 0%. Dann könnte man sogar die Abgabe bis auf 3% senken, aber wie wir schon festgestellt haben ist sie ja für den einzelnen Geschäftsfall derart minimal, daß das nicht wichtig ist.

So ein Geld, leider aber mit einer viel zu hohen Abgabe, hat es schon einmal in der Geschichte gegeben, aber wenn es eine geschichtliche Wahrheit gibt ist es wohl diese, daß die Menschen nie aus der Geschichte lernen.

Dieses Geld waren die Brakteaten des Zeitalters der Gotik und wir können noch jetzt die steinernen Zeugen der damaligen Wirtschaftsblüte bewundern. Nicht nur das. Der gesamte Aufstieg des Abendlandes war auf dieses Geld zurückzuführen und wir haben bisher trotz enormen technischen Fortschritt einen allgemeinen Lebensstandard wie damals nie mehr erreicht. Unsere Geschichtsschreibung betont die negativen Zustände des finsteren Mittelalters, die als Folge der Aufgabe dieses Geldes eintraten.

Diese Folgen traten sehr schnell ein und wurden erst durch die Aufklärung im Gefolge des Geld (Gold)zuflußes aus der neuen Welt wieder überwunden. Darunter gehörten die Einstellung der Dombauten (deutlich an der Unvollendumg vieler Dome erkennbar),die Verwandlung edler Ritter zu Raubrittern, der Hexenwahn der Kirche, der Niedergang der Städte und der Hanse, die Verwandlung freier Bauern in Leibeigene.

Ja, das wird alles betont, daß aber vorher eine bisher nicht mehr wiederholte Wirtschaftsblüte herrschte ist nur mehr in Volksmärchen von der guten alten Zeit vorhanden.




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