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Max van der Moritz schrieb am 4.8. 2002 um 14:53:36 Uhr über

SilvioGesell

Das ausgeglichene Budget!

Vor kurzem haben die vereinigten Staaten zum ersten Mal seit dreißig Jahren ein ausgeglichenes Budget vorgelegt. Damit haben sie die Wiederwahl der Regierung gesichert.Auch sonst wird weltweit oft aus wahltechnischen Gründen ein ausgeglichenes Budget oder gar ein Budgetüberschuß von den Regierungen angestrebt und bei Erreichen weidlich zum Stimmenfang ausgeschlachtet. Was ist aber ein ausgeglichenes Budget?

Ganz einfach! Es ist der Ausgleich der Einnahmen und Ausgaben eines laufenden Jahres. Das ist alles! Die Regierung hat also bei einem ausgeglichenen Budget nicht mehr ausgegeben als sie eingenommen hat. Das klingt recht gut und meistens nimmt die Selbstgratulation der Politiker für diese Ruhmestat auch kein Ende.

Was bedeutet ein ausgeglichenes Budget aber wirklich im volkswirtschaftlichen Sinn? Gar nichts! Im Gegenteil! Ein ausgeglichenes Budget ist nicht notwendigerweise mit Hilfe creativer Buchhaltung gemacht, aber die Regierung kann durch neue Schulden jedes Budgetloch stopfen und sie tut das auch meistens. Das ist so als wenn sich ein Bankrotteur Millionen ausleiht aber nicht alle ausgibt. Er hat dann einen Überschuß.

Deshalb ist ein ausgeglichenes Budget oder gar ein Budgetüberschuß eher schädlich, weil dadurch die Politiker verleitet werden noch mehr Versprechen zu machen. Die Interessengruppen verlangen ebenfalls immer mehr. Es ist ja anscheinend Geld da für die Erfüllung ihrer Wünsche. Da fragt dann niemand, wer letzten Endes alles bezahlen muß.

Ein unausgeglichenes Budget zwingt eine Regierung zur Abdeckung des Fehlbetrages neue Schulden zu machen oder Steuern zu erhöhen und das fällt natürlich jedermann auf und wenn sonst niemand, dann zeigt die Opposition immer darauf hin. Das ist ein gewisser Hemmschuh.

Wenn man aber während des Jahres heimlich, still und leise Vermögenswerte »reprivatisiert« und dann noch Schulden macht auf Teufel komm raus und legt dann ein ausgeglichenes Budget vor, dann ist man der Held der Stunde und das Vertrauen ist wieder hergestellt um neue , noch größere Schulden zu machen. Die Zinsen für alle diese Schulden der Staaten, und das gilt für alle Staaten dieser Welt, werden seit Jahren nur durch neue Schulden bezahlt und deshalb wachsen diese Schulden durch Zins und Zinseszins ins Astronomische. Solange die Gläubiger das hinnehmen und sich mit Papiergewinnen an den Börsen zufrieden geben, treten diese Gelder ( und es handelt sich dabei um Geldguthaben für die notfalls auch neues Bargeld gedruckt wird) nicht kaufkraftwirksam auf dem Sachgütermarkt auf und der unvermeidliche Krach wird wieder etwas hinausgeschoben.

Wir sind jetzt an dem Punkt angelangt, wo die Schulden nie mehr zurückgezahlt werden können und es ist nur mehr eine Frage der Zeit wann der Zeitpunkt gekommen ist an dem diese Schulden durch eine Hyperinflation beseitigt werden müssen. Es sind unabwendbare Sachzwänge, die uns darauf hinführen und es wäre klug sich auf das Unvermeidbare vorzubereiten.

Was kann der Einzelne aber tun? Als erstes muß man dafür sorgen, daß man weitgehendst unabhängig ist vom staatlichen Tauschmittel. Es wird wertlos werden und es kann dann seine Funktion als Tauschmittel nicht mehr ausüben. Alle in Geld ausgedrückten Vermögenswerte, wie Sparkonten, Schuldverschreibungen werden ebenfalls wertlos, wie es in Deutschland 1923 geschah. Gold und Silber werden zwar einen gewissen Wert behalten aber ihr Tauschwert gegenüber Lebensnotwendigkeiten wird nicht sehr groß sein. Ein Verhungernder gibt sein ganzes Gold für ein Stück Brot.1)

Die Leute, die von Zahlungen durch den Staat, wie Altersrenten und dergleichen abhängig sind, stehen auch vor einem Dilemma. Sie können immer weniger dafür kaufen und sind wahrscheinlich verhungert bis ein neues Tauschmittel geschaffen ist, wenn sie nicht zur Selbsthilfe greifen.

Diese Selbsthilfe ist erstens dadurch möglich, daß sie so weit wie möglich zu Selbstversorgern werden, die auch für längere Zeit so überleben können und zweitens indem sie sich an eine Tauschgesellschaft anschließen. Das sollten sie allerdings lange vor dem Krach tun. Es ist nämlich gar nicht so einfach schnell den Austausch lebenswichtiger Güter zu organisieren. Zwar hat jederman irgend ein verkaufsfähiges Talent und sei es auch nur die Fähigkeit anderen Leuten Arbeiten wie Hausputz und Babysitten abzunehmen aber Angebot und Nachfrage müssen sich finden können und ohne Tauschmittel ist das schwer.

Das ist wesentlich leichter wenn man ein Tauschmittel zwischen den Täuschen einschaltet wie es auch jetzt im Allgemeinen gemacht wird Leider.versagt aber dieses Tauschmittel Geld in periodischen Abständen entweder durch Deflation oder durch hohe Inflation. Das ist es ja wovor wir uns schützen wollen.

Weil die schleichende Inflation in einem großen Markt die Wirtschaft belebt und fast jederman eine Nische für sich finden kann ist es aber gar nicht so einfach genügend Leute auch nur für einen lokalen Selbsthilfeverband zusammen zu bekommen. Es muß aber ein Markt organisiert werden, wo sich möglichst viele Anbieter und Nachfragende von Gütern und Leistungen treffen können. Und das muß bald getan werden. Die Arche sollte vor der Sintflut gebaut werden.



1) John.K.Galbraith schreibt da in »Everyone´s guide to economics« Seite 81 : Gold wird gehalten für den Tag an dem alles andere krachen geht und da ist dann noch immer dieses liebliche gelbe Metall. Wenn der Tag kommt, und ich würde allen Vorkehrungen dagegen nahelegen, da könnte einige Enttäuschung sein. Nahrungsmittel und warme Kleidung werden die Sache sein. Gold ist schwer zu essen und kalt anzuziehen.

1) Orginaltext: Some gold is held against the day when everything else is expected to go phut but there will still be that lovely yellow metal. When that day comes, and I would urge all precautions against it, there may be some disappointment. Food will be the thing and warm clothing. Gold will be hard to eat and cold to wear.



(Viel besser als meine holprige Uebersetzung und wenn ich auch sonst nicht in allem mit Galbraith übereinstimme - da hat er recht!)

Ich kann mich nicht mehr erinnern, wofür ich diesen Beitrag einmal geschrieben habe, aber als ich ihn jetzt in den Eingeweiden meines Computers wiederfand, dachte ich, daß er nun, am Vorabend des Y2K, der den Tag an dem alles, wie Galbraith so nett gesagt hat »phut« geht, schneller bringen könnte als wir glauben, wieder relevant geworden ist.




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