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Max van der Moritz schrieb am 4.8. 2002 um 14:48:48 Uhr über

SilvioGesell

Gedanken über Inflation und Deflation und deren Folgen.

Vorausbemerkt sei, daß ein freier Markt, in dessen Folge es immer weiter gehende wirtschaftliche Arbeitsteilung unter den Menschen, Entwicklung der Zivilisation, Welthandel und weltweite Ausbreitung der Arbeitsteilung unter den Völkern ohne Tauschmittel nicht gibt und nicht geben kann.

Deshalb ist es verwunderlich, daß meines Wissens nur ein Historiker die Zusammenhänge untersucht hat, die der periodische Zerfall des Tauschmittels auf die Geschichte der Menschheit hatte. Es ist der Schweizer Fritz Schwarz. Seine geschichtliche StudieSegen und Fluch des Geldes in der Geschichte der Völker" blieb aber weitgehendst unbekannt und völlig ohne Resonanz unter den Historikern in den Universitäten der Welt. Der Grund dafür ist durchsichtig und einleuchtend. Die zwei Bände sind ein revolutionärer Zündstoff und würden die heiligen Elfenbeintürme von Akademia empfindlich stören. Da ist es besser, man ignoriert sie solange man kann und betreibt weiter Geschichtsforschung nur im Interesse der jeweiligen Sieger und der jeweils herrschenden Klasse und plagt Generationen von Schülern mit nutzlosen Jahreszahlen von Kriegen und Schlachten.

Wir wollen hier nicht die ganze Arbeit von Fritz Schwarz wiederholen sondern nur kurz den roten Faden aufzeigen, der sich wie ein gewundener Pfad durch die ganze Geschichte der Menschheit zieht. Es ist der Einfluß des Geldes auf die wirtschaftliche Arbeitsteilung und damit auf die Zusammenarbeit der Menschen.

Was passiert als unausbleibliche Folge bei Inflation? Was bei Deflation?

Nun, bei Inflation (Aufblähung der Geldmenge) ist die Sache recht klar und wir haben diese Situation seit dem zweiten Weltkrieg fast ununterbrochen miterleben dürfen. Leichte Inflation treibt das Geld auf dem Markt und es wird gekauft und auch investiert solange es lukrative Anlagen gibt. Die Wirtschaft blüht und gedeiht und kaum jemand bemerkt den Pferdefuß der zinsbedingten Umverteilung von arm zu reich, besonders dann nicht, wenn sich die wirkliche Armut nur in Ländern der dritten Welt zeigt. Wenn Sachkapitalüberfluß den Zinssatz zu drücken beginnt und die Wirtschaft zu stocken anfängt, kann man dem mit allen möglichen Methoden der Kapitalvernichtung und Verhinderung von Kapitalbildung entgegen treten, bis zum Krieg als Kapitalvernichtung. Das wird auch weitgehend und wurde im ganzen Lauf der Menschheitsgeschichte so gemacht und jeder Herrscher, dem die Historiker dann den Beinamen „der Große" verliehen haben, hat Inflation betrieben und hat durch siegreiche Kriege das Kapital seiner Gegner zerstört.

Wie heute Geldkapital knapp gehalten wird trotz des ungeheuren Umverteilingsmechanismus des Zinses ist recht bezeichnend. Da leihen die Banken und deren Geldgeber, gegen hohe Zinsen natürlich, auch den wackligsten Despoten der dritten Welt ungeheure Summen und wenn diese dann nicht einmal mehr die Zinsen dafür zahlen können, geschweige denn an eine Rückzahlung denken können und trotz Stützung durch die Geldgeber womöglich von der eigenen unterdrückten Bevölkerung verjagt werden, gibt es ein großes Geschrei und die Steuerzahler der Industrieländer werden wieder einmal zu Gunsten der Spekulanten zur Kassa gebeten.

Manchmal, und besonders seit es eine echte Edelmetallwährung nicht mehr gibt, wird auch das Tauschmittel und damit die Arbeitsteilung als produktiver Faktor durch eine Hyperinflation zerstört und gleichzeitig damit das Geldkapital. Das Geld wird dann so wertlos, daß niemand es als Tauschmittel annehmen will und damit kommt die Arbeitsteilung genau so zum Erliegen wie bei

15) Deflation.

Hier verringert sich die Geldmenge und viele Waren und Dienstleistungen finden keinen Absatz mehr, oder nur zu stark gedrückten Preisen. Heute wird dem vielfach einfach durch Neuausgabe von zusätzlichen Geld dagegen gesteuert aber früher mit Silber oder Goldwährung gab es diesen Ausweg nicht. Die Folge war oft Jahrhunderte andauernde Stagnation bis durch irgend einen geschichtlichen Zufall wie der Goldzufluß aus der neuen Welt der Bann gebrochen wurde. - Im Zeitalter der Gotik waren es die Brakteaten, die den Bann brachen und Alexander der Große brach ihn indem er das nutzlose Gold der Pallas Athene zu Münzen schlagen ließ. Die Römer brachen ihn mit ägyptischen Gold.

Es ist dabei nicht die tatsächliche Menge des vorhandenen Geldes ausschlaggebend, sondern die stetige Verringerung dieser Menge. Diese Verringerung verursacht sinkende Preise und je mehr Geld vom Markt verschwindet desto tiefer sinken die Preise in Allgemeinen. Sinkende Preise machen aber den Handel unmöglich und ohne Handel gibt es keine Arbeitsteilung. Kein Kaufmann kann Waren einkaufen, wenn die Preise der Waren sinken und kein Erzeuger kann produzieren, wenn die Kaufleute nicht kaufen und natürlich kann er seine Arbeiter auch nicht halten, wenn der Absatz für die Produkte fehlt, die sie erzeugen. Das sind so einfache Zusammenhänge, daß es einem wirklich wundern muß, warum unsere Wirtschaftssachverständigen sie nicht verstehen oder verstehen wollen und sogar von einer notwendigen Reflation des Geldes reden, worunter sie eine Inflation verstehen. Das ist aber, vom erreichten niedrigen Preisstand aus gesehen Inflation mit allen seinen üblen Folgen genau so wie im umgekehrten Fall eine Rückführung von Preisen auf einen früheren niedrigen Stand Deflation ist.

Wenn aber die Wirtschaftsfachleute es nicht verstehen, woher sollten die Historiker es dann nehmen und wie sollen wir dann jemals aus der Geschichte lernen? Da ist es leicht weise Sprüche wie den auf die Menschheit loszulassen. „Wer nicht aus der Geschichte lernen will, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen."

Ich erinnere mich nicht mehr, wer diesen weisen Ausspruch getan hat, aber eines ist sicher, auch er hat die Zusammenhänge nicht aufgezeigt.




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