|
Also eigentlich glaube ich meiner älteren Schwester überhaupt nichts mehr, spätestens nach dieser blöden urban-legend-Geschichte mit dem geklauten Hundekadaver, die sie mir mal, selbst von deren Wahrheit überzeugt, erzählt hat und die ich, im ersten Moment auch ganz Begeisterung noch körperwarm dem Blaster anvertraute, muß irgendwo unter 'Beschaffungskriminalität' stehen und ist mir nicht nur stilistisch im Rückblick eher peinlich.
Aber die zwei Geschichten, die sie mir heute nach unserer gemeinsamen Hunderunde erzählte, waren doch wieder recht mitteilungswürdig, wenngleich sie, möglicherweise sogar zu Recht, sicherlich erneut in den Ruch der Fakehaftigkeit geraten werden: die erste wurde angeregt durch mir nicht mehr rekonstruierbare Bemerkungen über die Schulterpolster der eher unattraktiven Kanzlerkandidatin der CDU, einer gewissen Frau Merkel, worauf Sigrid, eben jene ältere Schwester erzählte, im Internet habe ein Bericht gestanden, wonach Courtney Love, eine mir nicht näher bekannte Person der alternativen Boulevardpresse, die ich immer mit Nancy Spungen, eher meine Generation, verwechsele (wer immer das Komma erfunden hat, ich hoffe, er überzieht mich nicht dereinst mit Tantiemenforderungen), diese Dame habe sich jedenfalls ihre Silikontitten herausoperieren lassen und zum Andenken mit nach Hause genommen; worauf diese von ihrem Hund gefressen worden seien, welcher dann auch 'unter heftigen Krämpfen' verschieden sei, und jetzt müssten alle Silikontitten in den USA die Aufschrift tragen, das der Verzehr von Silikontitten für Haustiere und Kinder lebensgefährlich sei.
Bon, ganz spaßig und nicht sehr glaubwürdig, abgehakt. Etwas ernster kam schon die zweite Geschichte daher: eine Frau habe, leider wie im Fall der Hundeleichengeschichte im Centro Oberhausen, und wieder war es eine gute Freundin einer Bekannten, in einer Umkleidekabine ein Portemonnaie oder wie man das schreibt, zum Nachsehen bin ich gerade zu sehr im Flow, eine Geldbörse jedenfalls mit gut 15.000 Euro gefunden. Sie, gute Seele, sei auch sofort zur benachbarten Kasse gegangen um das Ding abzugeben, da sei ihr ein Mann arabischer Herkunft entgegengekommen, oh Danke, das sei seine Börse, konnte auch alles genau beschreiben, Pass war ja auch drin, und sie gibt ihm das Ding zurück, will nichtmals Finderlohn, wozu denn, waren ja nur die paar Schritte von der Kabine zur Kasse. Er beharrt auf Finderlohn, den sie standhaft verweigert, fast schon etwas genervt von soviel orientalischer Penetranz. Dann am Ausgang sei er ihr wiederbegegnet und habe sie erneut angesprochen, so des Inhalts wo er ihr nunmal so dankbar sein müsse und sie kein Geld wolle, wolle er ihr wenigstens eine 'hilfreiche Information' geben, welche in dem ratschlag bestand, bis Weihnachten nicht mehr ins Centro zu gehen. Aha, habe sich diese gute Staatsbürgerin gedacht, Al-Qaida und schwupps zur Polizei, aber die habe nur gesagt, soso, und das sei sehr interessant, und damit war sie auch schon wieder rauskomplimentiert, vielleicht habe der diensthabende Beamte auch einfach nur keine Panik schüren wollen und nach ihrem Abgang schnurstracks die örtliche Al-Qaida–Notrufnummer gewählt, jedenfalls ins Centro ginge sie, so das Fazit meiner älteren Schwester, nicht mehr so bald.
Ich glaube von all dem kein Wort, es ist mir auch herzlich egal, weil ich mich in solchen Konsumtempel eh nicht wohl fühle, sollen sie ruhig in die Luft jagen, tun wird das vermutlich eh keiner, aber daß auf amerikanischen Silikontitten höchstwahrscheinlich nicht der Aufdruck steht, Kleinkinder und Tiere könnten am Verzehr von Silikonkissen versterben, obwohl das ja Blödsinn ist, weil Kleinkinder und Tiere ohnehin nicht lesen können, das, und nur das finde ich bei all dem Humdrum schon etwas bedauerlich.
|
