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Michel und Bruno und ein Schatten von mir schrieb am 16.5. 2009 um 22:06:08 Uhr über

Sief

Mit Anfang zwanzig habe ich eine zeitlang in Sief, einem 100 Seelen-Dorf vor der »Himmelleiter« - Der Auffahrt in die Voreifel - gelebt. ein guter Bekannter ( Daniel ) ist dort in so eine Art WG gezogen. Ein altes, heruntergekommenes Haus mit einem grossen verwilderten Gelände, mit vielen Bäumen und über das Areal verteilte Feuerstellen, war nun sein und schon bald auch mein neues Zuhause. Im hinteren Bereich endet das Gelände an einem Steinbruch. Im Winter und im Frühjahr kommt man hier in den Genuss eines klaren aber eiseskalten Grundwassersees. Um den See herum ragen gut und gerne 30 m hohen Wände des Steinbruchs auf. Sobald allerdings der Grundwasserpegel im späten Frühjahr sinkt, verschwindet auch der See nach und nach, bis nur noch ein etwa 6 m tiefes Loch übrig ist.Der Ort war einfach nur traumhaft, aber wie so oft wenn das Glück gütig winkt, gab es auch hier eine Kehrseite der Medallie, in Form der Bewohner, Dauergäste und Besucher des Ortes :
Es waren alles »waschechte« Hippies!!!
D.h indischer Yogi-Tee zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit, sprich : Quasi immer;
Endlos Diskussionen um nichts und häufiger um noch viel weniger;
Eine geheuchelte Toleranz und falsche Fröhlichkeit,
Und ständiges Bongo trommeln, bis auch dem letzten Anwesenden nichts anderes übrig blieb, als in eine hilflose Trance zu fallen.
Ich spreche hier nicht von irgendeinem Neo-Hippietum, sondern von Menschen die Aussahen, lebten und sich verhielten, wie die Originale aus den 60/70er Jahren.
» Hare Krishna, Hare Shiva, Krishna Krishna, Hare Rama...«
Bis in die Unendlichkeit...
Allerdings verstanden sie sich, wie die Originale, sehr gut darauf lange, fröhliche, nackte, allerdings auch vom ständigen trommeln und Diskussionen begleitete, Paries zu feiern. Und mitten drin : Ich, gerade erst dem geraden Lebensweg ausgewichen. Jung, depressiv, wütend, auf eine gewisse Art »naiv«, gerade erst aus der geschlossenen Station des Aachener Klinikums entlassen, auf der Suche nach Irgendwas und hoffnungslos dem Alkohol verfallen. Es sollte sich als interessante Mischung herausstellen.
Das Alphamännchen ( Sprich der Pächter des ganzen. ) hiess Markus und war ein 28 jähriger Schweizer, der jeden Tag eine Kiste Bitburger soff, aussah wie mitte vierzig und häufig den übelgelaunten Tyrannen gab. Markus war eigentlich kein Hippie, er flog zwar einmal im Jahr nach Gomera, um die in der Schweinebucht lebenden Hippies zu besuchen, umgab sich grene mit ihnen und fickte auch zahllose, aber im Endeffekt war er ein zynischer, teils arroganter teils überheblicher Zeitgenosse. Er soff zuviel und hatte eigentlich keinen Plan, was er mit seinem Leben anfangen solle. Eigentlich hätten wir uns blendend verstehen müsse, allerdings neigte auch ich zu dieser Zeit zu schwärzestem Sarkasmus und hielt mich mit meiner Meinumg auch nicht gerade zurück. Zwei düstere Sturköpfe. Wir sollten häufiger aneinander geraten.

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