DER UNI-CEO: »Unsere Vision für eine neue Medienwissenschaft im 21. Jahrhundert ist es, eine Marketing-gerechte Gesellschaft aufzubauen, an der die Werbekunden unseres Medienkonzerns ihre Freude haben.«
DER ZUHÖRER:
,@Das wird eine Medienwissenschaft von Fachldioten.«
DER ANDERE:
»Das >Fach< lassen Sie besser weg.«
DER UNI-CEO:
»Für unsere Living University werden wir, wie das in den Staaten schon lange üblich ist, neue Praxisprofessuren einrichten, auf denen führende Manager der Wirtschaft über ihre Praxis berichten. Daran wird uns auch der bedauerliche Zwischenfall vor einigen Monaten nicht hindern.-
Der Uni-CEO meint die Umweltkatastrophe in USA: Aus einem Chemiewerk war eine Giftwolke entwichen, weil ein Niedriglohn-Chemiker den falschen Knopf gedrückt hatte. Während seines Schnellstudiums hatte er vor allem Vorträge seines Praxisprofessors gehört. Das war ein prominenter Banker, der von der aufsichtsführenden Bank als Chemiemanager eingesetzt worden war, um Entlassungen vorzunehmen und jene Konzernteile zu schließen, die für den Shareholder value, die Wertsteigerung des Konzern-Aktienkapitals, unerheblich waren. Darüber hatte der Praxisprofessor in seinen Vorlesungen gesprochen. Von Chemie hatte er keine Ahnung. Durch sein Studium bei )'enem Praxisprofessor hatte der Niedriglohn-Chemiker zwar einen Job erhalten, aber kein Wissen über Chemie.
Man sah damals im Fernsehen die Politiker bei der Trauerfeier für die Opfer.
DER UNI-CEO:
»Außerdem haben wir in unserem Programming Center die - innovative Idee entwickelt, neue Kreativprofessuren nicht mehr vom Staat, sondern von den Wirtschaftsunternehmen direkt bezahlen zu lassen. Im neuen Profit-Center für Religion und Medien wird die Kreativprofessur für Medien direkt von einer großen Werbeagentur gesponsert. Das steigert die einployabillty unserer Studierenden. In unseren Medienseminaren geht es jetzt darum, Werbekampagnen zu entwerfen. Als Erstes entwickeln wir eine Käsewerbung. Daran haben unsere Studierenden viel Vergnügen, ebenso unsere aktiven Reziplenten und außerdem unsere Werbekunden. So schaffen wir echte Win-Win-Situationen für alle Beteiligten. Dazu wird noch eine Stiftungsprofessur für Unternehmenskommunikation und Public Relations kommen, denn Public Relations antwortet auf das neuzeitliche Er-
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fordernis, bei steigender Ausdifferenzierung de menden Bedarf für die Beschaffung von Wissen ren auf fiktionaler Basis zu decken.« DER ZUHÖRER: (leise) @>Er meint: den Bedarf der Konzern schleiern, welchen Mist sie uns zu überhöh DER UNI-CEO: >@ln unserem Profit-Center für Religion und M des Konstruktivisrnus, wünschenswerte Wirklic tion viabler Images herstellen.«
DER ANDERE ZUHÖRER:
»Fragt sich, wer das wünscht.«
DER FRST@@. ZUHÖRER:
»Der Konzern wünscht.«
DER ANI)FR@'ZUHÖRER:
>,Was heißt >vlabel<?«
DER ERS'IT, ZUHÖRER:
"Das kommt aus dem Englischen und bei
DER ANDERE ZUHÖRER:
»Und wer soll leben?«
DER @',RS'I-E'ZUHÖRER:
»Das Image des Konzerns soll leben, dami
]-)ER UNI-CEO:
@>Um die soziale Kompetenz unserer Absolvent einen Benimmkurs an. Darin lernen unsere St u n ä @i C'n'r)-e'ICO(f if i t 11i7a@,S-t-chi @li d'? f -J? i @ f le' ehe, Deuten und Tisch- und Essmanieren. Zu stilvolles Mittagessen mit Drei-Gänge-Menu. dienenden fit für ihre Karriere.«
(leise zum Nachbarn) »Nur drei Gänge?
DER NA(-[]BAR, EBENE
(sehr leise) >,Das sagt der für die Öffentlic bei Geschäftsessen um ganz andere Din anderes lernen muss, nämlich wie man L kassiert und Spesenrechnungen fälscht. xis.«
DER UNI-CEO:
@Wir sind einer Aufklärung der zweiten Mod freigesetzte Individuum sich ständig durch L Deshalb plädiere ich auch für ein dynamisiert
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