Unser Sexualtrieb ist vermutlich in vor- und frühgeschichtlichen Zeiten angelegt, in denen die Lebenserwartung kaum 30,40 Jahre erreichte und die Kindersterblichkeit extrem hoch gewesen sein wird. Eine äusserst rege Sexualtätigkeit war in jener Zeit also wohl ein Evolutionsvorteil gewesen, zumal weitaus nicht jeder Geschlechtverkehr zur Befruchtung führt, und die Möglichkeit von Mehrlingsgeburten durch den aufrechten Gang bedingt, stark eingeschränkt sind.
Dem stehen heute Rahmenbedingungen gegenüber, die eine Befruchtung sozusagen planbar machen - im Extremfalle sogar ausserhalb des Körpers der Frau durchführbar ist. Die Lebenserwartung hat sich mindestens verdoppelt, eine große Kinderzahl gilt heutezutage gar als kultureller und wirtschaftlicher Nachteil.
Wir haben es also mit einem ganz beträchtlichen Triebüberschuß zu tun: für die »normale« soziobiologisch notwendige Reproduktion wären in rationalistischer Betrachtungsweise wohl 20-30 Geschlechtsverkehre völlig ausreichend.
Gleichwohl ist sowohl beim durchschnittlichen Mann, als auch bei der durchschnittlichen Frau eine Libido vorhanden, die diese Anzahl um das hundertfache, wenn nicht gar tausendfache zu Übersteigen scheint.
Im Kern der Überlegungen über menschliche Sexualität müsste daher die Frage stehen, wie dieser Triebüberschuß in sozialverträglicher Art und Weise abgeleitet wird und abgeleitet werden kann.
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