Selbstmörderbrücke

»Die Ruhrtalbrücke«, so sieht es der Recklinghausener Psychologe Ronald Hentschel, »vermittelt die Vorstellung von einem leichten, schnellen und sicheren Tod. Das ist für Lebensmüde eine ungeheuer attraktive Aura.«

Suizid-Forscher glauben, daß die mangelhafte Sicherung der Brücke besonders anziehend wirkt. An den Seiten schützen lediglich Leitplanken und 90 Zentimeter hohe Geländer Autos vor dem Absturz. Nach der nordrhein-westfälischen Landesbauordnung indes müssen Treppengeländer schon bei »mehr als 12 m Absturzhöhe mindestens 1,10 m hoch sein«.

Das zuständige Bonner Verkehrsministerium hält Gitterstäbe oder Glaswände, wie sie beispielsweise auf dem Kölner Dom und auf dem Münchner Fernsehturm angebracht sind, nicht für notwendig. »Die mit Schutzvorrichtungen an Brücken erzielbare Wirkung«, so die Erfahrung der Bonner Beamten, sei »äußerst gering zu veranschlagen«.