Der Inbegriff der Selbstständigkeit hat sich gewandelt. Früher waren Selbstständige Ärzte, Rechtsantwälte, Architekten. Sie hatten große Praxen mit 1/2 Dutzend Angestellten, schicke Autos und fette Festgeldkonten, waren Mitglieder in diversen Vereinen: Tennis, Golf, konservative Parteien und ihre Eigenheime hatten 200 qm Wohnfläche aufwärts.
Die Selbstständigen von heute wohnen in einem 16-qm-Zimmer in einer WG, in der nicht geraucht und kein Fleisch gegessen wird. Sie fahren schicke Fahrräder und basteln listenreiche Konstruktionen, um sie »in die Steuer zu drücken«. Sie haben kein Festgeld, sondern einen Kontokorrent am Limit und arbeiten selbst ständig in einem co-working-Büro und machen dort Buchhaltung, Übersetzungen und andere tertiäre Hilfsdienste der richtigen Ökonomie, haben zum Leben grad mal »Hartz-IV«, aber sie sind »selbstständig« und halten auch gegenüber ihrem Therapeuten beinhart daran fest, daß ihre große Stunde demnächst kommen wird.
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