Shakespeare, Sonett Nr. 68
So zeugt die Wange von den alten Tagen,
als Schönheit welkte wie der Blumen Pracht,
bevor man dieses Bastardzeug getragen,
das jetzt sich auf den Stirnen sesshaft macht,
bevor man noch der Toten blonden Zopf
dem Grab entriss, damit das Haar erneut -
im zweiten Leben auf dem zweiten Kopf -
als goldnes Vlies noch einen andern freut.
Er zeugt von einer Zeit, die längst dahin,
als Schmuck noch nicht gefälscht war, echt, getreu.
Er macht den Sommer nicht aus fremdem Grün,
macht nicht mit Altem seine Schönheit neu.
Natur behält ihn als ein Exemplar,
das falscher Kunst jetzt zeigt, was Schönheit war.
(übers. Markus Marti)
THUS is his cheek the map of days outworn,
When beauty lived and died as flowers do now,
Before these bastard signs of fair were born,
Or durst inhabit on a living brow;
Before the golden tresses of the dead,
The right of sepulchres, were shorn away,
To live a secondlife on second head;
Ere beauty’s dead fleece made another gay:
In him those holy antique hours are seen,
Without all ornament, itself and true,
Making no summer of another’s green,
Robbing no old to dress his beauty new;
And him as for a map doth Nature store,
To show false Art what beauty was of yore.
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