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Ich hab die Wut, aber diesmal will ich mich in keine Ecke setzen und bis zehn zählen. Ich will sie austoben, wenn auch nicht am Stein des Anstoßes. Da kommt mir ein Freund in die Quere und erzählt von einem Schrottplatz, auf dem man für 2,50 Euro ein Auto zerkloppen kann.
Immer mal wieder kommt einer vorbei, Mann, Frau, Junge, Mädchen und hat was loszuwerden. Der Schrottplatz verdient daran nichts, er sammelt die Euros in einem hässlichen Porzellan-Sparschwein, auf dessen Stirn ein Zettel klebt: Anti-Frust-Therapie. Das Geld geht an die Feuerwehr.
Meine Münzen schiebe ich durch den Sparschwein-Schlitz, bekomme von einem Herrn im Blaumann Arbeitshandschuhe und eine Sicherheitsbrille überreicht. Das Wichtigste: Der Hammer. Er ist ganz aus Eisen, und der Griff reicht mir fast bis zur Hüfte. Sein Kopf ist so groß wie ein Brikett. Das Ding wiegt mindestens fünf Kilo. Gut, dass ich anständige Stiefel trage, sonst hau ich mir noch selbst den Fuß weg.
Ich stehe auf dem Hof und blicke wild um mich. Wo ist das Auto? Da kommt es schon, gebracht von einem Gapelstapler, der es trägt wie eine Katze ihr Junges. Er senkt die Gabel und stellt es ab. Das Auto ist ein Fiat Panda und sieht schon nicht mehr ganz frisch aus. Die Reifen fehlen, und die Batterie ist ausgebaut.
Ich setze die Schutzbrille auf und streife die gelben Handschuhe über. Hoffentlich guckt niemand, denn peinlich ist es irgendwie – eine erwachsene Lippenstiftträgerin auf einem Schrottplatz, die nur zuschlagen will.
Den Hammer kann ich kaum noch halten, dann saust er doch mitten auf die Motorhaube. Plopp. Trotz aller Kraft gibt es nur eine kleine Delle. Das macht mich noch wütender. Diesmal hole ich richtig aus und ziele auf die Windschutzscheibe – krach, splitter, sie wird blind, bröselt und knirrscht. Es ist eine Lust, denn der Hammer bohrt sich durch die Splitter, ich reisse ihn brutal zurück, gleich habe ich den ganzen Rahmen herausgebrochen, er windet sich auf den glasübersäten Vordersitzen. Herrlich! Jetzt die Scheinwerfer, vorn und hinten. Hauuu drauf! Sie fliegen in Einzelteilen davon. Ich atme schon schwer, umrunde das Auto, rechtes Seitenfenster, zong, Heckscheibe, zong, Beifahrerscheibe, zong. Unter meinen Stiefeln knirrscht es, und mein Herz pocht im Takt mit dem Hammerschlag. Ausholen und zuschlagen, ausholen und zuschlagen. In meiner Kehle gurgelt ein Lachen, ich bearbeite die vordere Stoßstange, bis sie schief herunterhängt, hämmere gegen das Schloss der Fahrertür, bis sie aufspringt. Nun kann ich sie von innen zerstören. Verkleidung, Türöffner, Fensterhebel, alles wird mit einem Hieb zu Schrott. Die Tür steht sperrangelweit offen und wehrt sich nicht. Zack, weg ist der Außenspiegel. Jetzt die Kotflügel, ein Trommelfeuer an Schlägen, sie beulen nur, brechen nicht, das darf doch nicht wahr sein, uuunnd nochmal, uuuund nochmal. Das Dach: Dich mach ich fertig! Ich wische mir die Haare aus der Stirn und wuchte den Hammer hoch, da sehe ich einen Mann auf dem Parkplatz stehen, er schaut mir zu und versteht nichts.
Mir egal, ich habe gute Laune. Wumm. Ich wandere wie ein Tiger um den Panda herum, den Hammer gezückt, schweißgebadet. So genau habe ich mir die Einzelteile eines Wagens noch nie angesehen und auch nicht unter diesem Aspekt, ich schlage zu, gezielt auf den Blinker, eine Zierleiste biegt sich schmerzlich, ja, Du auch. Ich will keine rechten Winkel mehr sehen und keine aerodynamisch geschwungenen Linien, will Risse und Brüche und Zerrungen, kreischendes Metall und klirrendes Glas, reißende Hutablagen und sich aufbäumende Kofferräume. Ich gebe mein letztes, bis mir das Werkzeug aus der Hand sinkt, meine Knie zittern, der Boden mit Schrott übersät ist. Ich trete einen Schritt zurück und betrachte mein Werk. Ein fahrbarer Untersatz ist das nicht mehr. Mir will sogar scheinen, dass die Karrosserie jetzt schief steht. Ich bin es zufrieden und gebe den Hammer wieder ab.
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