Michel Tournier (*19.Dezember 1924 in Paris) ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Schriftsteller Frankreichs.
Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Leben und Wirken
2 Werke
2.1 Romane
2.2 Autobiographischer Essay
2.3 Erzählungen und Novellen, auch Sammelbände
2.4 Essays und Ähnliches
2.5 Theater
3 Verfilmungen
4 Weblinks
5 Literatur
Leben und Wirken [Bearbeiten]
Tournier ist der Sohn eines Germanisten-Ehepaares, das sich bei Deutsch-Studien an der Sorbonne kennengelernt hatte. Der Vater war Mitbegründer und Chef des B.I.E.M., der entsprechend der deutschen GEMA mit der Wahrung der Urheberrechte von Künstlern, namentlich Musikern betrauten Organisation. Interesse und Neigung für Deutschland und insbesondere für die deutsche Sprache hatten vor allem in der Familie der Mutter eine alte Tradition. Obwohl der Vater im 1. Weltkrieg im Kampf gegen Deutsche erheblich verletzt worden war, verbrachten die vier Kinder – drei Söhne und eine Tochter – mit und ohne die Eltern ihre Ferien zumeist in Deutschland und lernten frühzeitig Deutsch. Trotzdem neigte die Familie im 2. Weltkrieg nicht zur Kollaboration mit der deutschen Besatzung.
Nach 1945 war Michel Tournier unter den ersten französischen Zivilisten, die nach Deutschland gingen. Im Sommer 1946 nahm er, obgleich er Philosophie und Jura studierte, zunächst an einem von der französischen Militärregierung für französische und britische Germanisten und deutsche Romanisten veranstalteten sechswöchigen Ferienkurs in Bad Teinach (Schwarzwald) und in Tübingen teil, blieb dann jedoch weitere vier Jahre in Tübingen und studierte an der dortigen Universität Philosophie.
Seine Absicht, in Frankreich Dozent der Philosophie zu werden, misslang, weil er das einschlägige Examen in Frankreich nicht bestand. Nach Tätigkeiten bei Verlagen und bei Rundfunkanstalten sowie als literarischer Übersetzer (unter anderem von Erich Maria Remarque) erschien 1967 sein erster Roman »Vendredi ou les Limbes du Pacifique« (dt. »Freitag oder Im Schoß des Pazifik«), der mit dem Großen Romanpreis der Académie française ausgezeichnet wurde.
Für seinen zweiten, 1970 erschienenen Roman »Le Roi des Aulnes« (dt. »Der Erlkönig«, 1972) erhielt er – ungewöhnlicherweise einstimmig – den bedeutendsten französischen Literaturpreis, den »Prix Goncourt«. Der Roman, der vorwiegend während des Zweiten Weltkriegs, zur Hälfte in Frankreich, dann in Deutschland – in Ostpreußen – spielt, ist ein facettenreiches Werk aus realistischen, mythischen, philosophischen, psychologischen und historischen Elementen. Er hatte in Deutschland einen beachtlichen Erfolg und wurde 1996 von Volker Schlöndorff unter dem Titel »Der Unhold« verfilmt.
Tournier ist Mitglied der Académie Goncourt und korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und der Sächsischen Akademie der Künste. Er lebt und arbeitet als freier Schriftsteller in Choisel bei Paris.
Werke [Bearbeiten]
Außerdem verfasste und publizierte Tournier zahlreiche Essaybände, Kinderbücher, Hörspiele, Vorträge, Rundfunkbeiträge, Zeitungsartikel und anderes.
Tourniers Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und erhielten zum Teil weitere Literaturpreise. Tournier wurde Mitglied der Goncourt-Akademie, die alljährlich über die Zuerkennung des Prix Goncourt zu entscheiden hat.
Mit Ausnahme des ersten Romans Vendredi... wurden alle hier genannten Werke von Hellmut Waller ins Deutsche übersetzt, einem gleichaltrigen deutschen Juristen, mit dem Tournier seit dem Ferienkurs von 1946 eng befreundet ist. Dieser erhielt für sein übersetzerisches Werk die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg.
Romane [Bearbeiten]
»Vendredi ou les limbes du Pacifique«, 1968 (dt. »Freitag oder Im Schoss des Pazifik «)
»Le roi des Aulnes«, 1970 (dt. »Der Erlkönig«, 1972)
»Les Météores«, 1975 (dt. »Zwillingssterne«),
»Gaspard, Melchior & Balthazar«, 1980 (dt. »Kaspar, Melchior & Balthasar«),
»La Goutte d'or«, 1985 (dt. »Der Goldtropfen«),
»Vendredi ou la vie sauvage«, 1987 (dt. »Freitag oder das Leben in der Wildnis«),
»Eléasar ou La source ou le buisson«, 1996, (dt. »Eleasar oder Quelle und Dornbusch«)
Autobiographischer Essay [Bearbeiten]
»Le vent Paraclet, 1977 (dt. «Der Wind Paraklet");
Le bonheur en Allemagne? , 2004, 2006 édition augmentée (auch Poche folio)
Les vertes lectures 2006
Erzählungen und Novellen, auch Sammelbände [Bearbeiten]
»Le Coq de bruyère«, 1978 (dt. »Die Familie Adam«),
»Le médianoche amoureux«, 1989 (dt. »Das Liebesmahl«),
»Gilles & Jeanne«, 1987 (dt. »Gilles und Jeanne«),
»La couleuvrine«, 1994 (dt. »Lucio oder die Belagerung des Glücks«),
»Les Rois Mages«, 1998 (dt. »Die Könige aus dem Morgenland«),
»Pierrot ou Les secrets de la nuit«, 1998 (dt. »Pierrot oder die Geheimnisse der Nacht«),
»Lilli ou L'initiation parfumée«, 2002 (dt. »Lilli oder Der duftende Weg ins Leben«);
Essays und Ähnliches [Bearbeiten]
Des Clés et des Serrures 1979 (dt. »Die Schlüssel und das Schloß«)
Le vagabond immobile 1984 (dt. »Der Garten des Vagabunden«)
Meine Affäre mit Deutschland in: Schweeger, Elisabeth & Witt, Eberhard (Hgg.): Ach Deutschland! Belville, München 2000 ISBN 3-933510-67-8 (S. 99 - 109)
Theater [Bearbeiten]
»Le fétichiste«, 1974 (dt. »Der Fetischist«);
Verfilmungen [Bearbeiten]
1988: Der Goldtropfen (La goutte d’or)
1996: Der Unhold (The Ogre)
Weblinks [Bearbeiten]
Literatur von und über Michel Tournier im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (Datensatz zu Michel Tournier • PICA-Datensatz • Apper-Personensuche)
Michel Tournier in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Detaill. Inhaltsverzeichnis der Diss. phil. Bonn (Rhein) 1991 von Cornelia Klettke Mit zwei Gesprächen mit M. T. (PDF-Datei; 1,45 MB)
ebd, dies.: Michel Tournier. Œuvres & Critiques, Heft XXIII, 2 (1998). Mit Vorw.: 30 Jahre Tournier-Forschung
Literatur [Bearbeiten]
Christa Bevernis: Zum Bild des Menschen im französischen Gegenwartsroman. Michel Tournier, J.M.G. Le Clézio, Georges Perec. Schreibweisen und Sehweisen in: Weimarer Beiträge. Zeitschrift für Literaturwissenschaft, Ästhetik und Kulturtheorie, Jg. 31. Heft 10. Aufbau, Berlin & Weimar 1985 (S. 1589 - 1613) ISSN 0043-2199
Theo Rommerskirchen: Michel Tournier. In: viva signatur si! Remagen-Rolandseck 2005. ISBN 3-926943-85-8
Personendaten
NAME Tournier, Michel
KURZBESCHREIBUNG französischer Schriftsteller
GEBURTSDATUM 19. Dezember 1924
GEBURTSORT Paris
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Michel_Tournier“
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