Eben wurde ich Ohrenzeuge eines grauenvollen Unfalls mit Todesfolge. Der Vorgang spielte sich zwar direkt vor meinem Fenster ab, doch als die Geräusche erklangen, war ich wie gelähmt. Ich saß schreckensstarr da, starrte auf einen Ausschnitt meines Fenster, in dem keine Anblicke zu vermuten waren und rekonstruierte den Fall: Ein LKW mit Anhänger versucht, auf unserer schmalen Straße zu wenden. Er fährt rückwärts so nah wie möglich an die Klinkermauer des Nachbargrundstücks und bemerkt nicht die alte Frau, das sich zwischen der Flanke des LKWs und der Mauer befindet. Noch mindestens fünf Meter fährt der Laster weiter zurück, hierbei die Greisin zwischen Wand und LKW zerreibend, die eine markerschütternde Lautfolge, die nichts Menschliches mehr hat, ausstößt, bis das in die Lungen eindringende Blut ihre Schreie in ein gutturales Röcheln wandelt. Folgt das übliche Trauerspiel mit gebrochenem Trucker, Blaulicht und Unmengen ausgestreuter Sägespäne - dachte ich. Aber der Urheber der grässlichen Töne war in Wirklichkeit einfach ein etwa dreijähriges Nachbarskind, das seinem Unwillen, die Mutter auf einem Besorgungsgang zu begleiten, Ausdruck verliehen hatte.
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