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mcnep schrieb am 10.12. 2003 um 17:59:06 Uhr über

Schnittchen

Die Bestatterin liegt mir in den Ohren, ich solle mich nach der Aufbahrung »noch einmal von meiner Mutter verabschieden« um einen anderen letzten Eindruck mitzunehmen als jene Gliederpuppe mit durchschnittenen Fäden, die ich auf dem Küchenboden angetroffen habe. Ich will aber nicht. Was ich gestern gesehen habe, das war nicht meine Mutter: Es rauchte nicht, es hat mir keine Schnittchen angeboten, es hat zwei Tage lang das Licht brennen lassen - das kann nicht meine Mutter gewesen sein. Und das Endprodukt eines Leichenkosmetikers zu begutachten, kommt meiner Vorstellung von einem Abschied auch nicht näher. Nein, ich lasse das so stehen, wie ich es oft, vielleicht auch beim letzten Besuch zu ihr gesagt habe, wenn sie mich eigentlich gerne zum Mittagessen eingeladen hätte, mich meine Unruhe jedoch nach spätestens zwei Stunden wieder nach Hause zog: Bis bald. Das habe ich immer als eine unverfängliche und flexibel auslegbare Floskel erachtet.


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