Man darf sich die mittelalterlichen Exemplare nicht als mechanisches Gegenstück ihrer neuzeitlichen Verwandten vorstellen: Für die Anfertigung einer voll einsatzfähigen Schmerzhaube war ein enormer Arbeitsaufwand erforderlich, der ein verwickeltes Zusammenspiel unterschiedlichster Zünfte erforderte, was den Preis in astronomische Höhen trieb. Rudolf II. zahlte 1599 für eine Schmerzhaube aus norditalienischer Fertigung 2000 Taler, was dem Gegenwert von 100 Fässern Liebfrauenmilch entspricht. Hinzu kommt eine ausgeprägte konfessionelle Scheidung, was den Gebrauch dieser aus den mittelalterlichen Mirakelspielen hervorgegangenen 'Leidenskappen' betrifft: Während vor allem in Spanien, Portugal und von der Ostgrenze des damaligen deutschen Reichs bis weit in die Krim hinein von 1530-1610 ein nahezu flächendeckender Gebrauch zu berichten ist, sinkt ihre Verbreitung in weiten Teilen Nordeuropas nach kurzer Blüte 1533-34 (das 'Haubenfieber', wie es zeitgenössische Satiriker geißelten) gegen Null; ein reich verpunztes Exemplar aus der Zeit des Augsburger Friedens, das erst 2003 im Dachboden einer Kirche bei Trondheim gefunden wurde, ist der einzige Beleg für ihre Verwendung nördlich Schleswigs.
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