Vor Jahren habe ich einen älteren Herren kennengelernt, der mich raten ließ, welchen Beruf er ausgeübt hatte, bevor er Rentner wurde. Ich konnte es natürlich nicht erraten, und selbst, als er mir sagte, er sei »Schmücker« gewesen, wußte ich nicht, was das bedeutet.
Schmücker haben die Schaufenster der großen Warenhäuser (Karstadt, Kaufhof...) mit viel Phantasie und handwerklichem Geschick gestaltet. Fast alle Dekorationen war selbstgefertigt, gelegentlich wurden Gegenstände wie ein Fahrrad, eine Truhe oder ein Musikinstrument dafür geliehen oder angemietet und verbanden die phantasievolle und manchmal auch phantastische Szene mit der Wirklichkeit. Jedes Fenster war ein Unikat. Und die Kinder sind vor jedem Fenster stehengeblieben, haben gestaunt und hatten ihre Freude daran. Besonders in der Vorweihnachtszeit.
Jedes Haus hatte einige Schmücker angestellt.
Sie wurden nicht mehr gebraucht, als die Warenhausketten einheitliche Dekorationen an ihre Filialen schickten. Diese industriell gefertigten Dekorationen waren weder phantasievoller noch ansprechender als die handwerklichen... aber preiswerter. Nein, eigentlich waren sie nicht preiswerter, sondern billiger.
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