Eßlingen hatte vor der Religionsveränderung sechs Klöster, die 1531 und folgende Jahre aufgehoben wurden (s. unten), und deren Gebäude jetzt theils abgebrochen, theils zu andern Zwecken bestimmt sind. Sie sind nach der Zeitfolge:
Das Franziskaner- oder Barfüßer-Kloster. Schon 1206 siedelte sich ein Franziskaner-Convent außerhalb der Stadt auf dem Steckenberg bei Liebersbronn an, zog aber 1237 in die Stadt, wo sie ein geräumiges Kloster mit einer Kirche gebaut hatten. Eine Inschrift an einem Pfeiler der Kirche lautet: Anno Dmni 1237 nos Fratres Minores intravimus hanc civitatem Esslingensem ad manendum. Das Kloster kam durch Ablaß und Schenkungen (namentlich des Pfalzgrafen Heinrich von Tübingen, der 1275 starb und im Kreuzgang begraben wurde) bald in gute Umstände und hatte ansehnliche Gebäude, in welchen selbst Kaiser und deutsche Könige ihr Quartier nahmen, wie Karl IV. 1360, Karl V. 1541. Ein Minorit Berthold von Eßlingen war Beichtvater Herzog Ludwigs II. von Baiern, † 1294 (Lang Jahrb. S. 147, 274). Im Jahr 1487 wurde durch den Ordens-Provinzial eine Reformation vorgenommen, deren Wirkungen aber nicht von Dauer waren. Die Gebäude wurden auch nach Aufhebung des Klosters lange in gutem Stand erhalten, und dienten zuerst zur Aufnahme der Ordensgeistlichen aus den aufgehobenen übrigen Klöstern (deren letzter 1560 starb), dann zu Rathssitzungen und zur Beherbergung vornehmer Fremden, 1566 und 1571 aber, während der Pest in Tübingen, zur Aufnahme eines großen Theils der Universität. Seit 1668 brach man sie nach und nach ab, so daß zuletzt nur noch ein Flügel stand, in welchem sich die Hauptwache und eine deutsche Knabenschule befanden. 1811 wurde dieser Flügel auf Staatskosten neu aufgebaut und das Schullehrerseminar in denselben verlegt, welches bis 1844 darin blieb, wo der Raum wieder für einige Schulklassen eingerichtet wurde. Über die ehemalige Klosterkirche s. oben.
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