Es ist für die Abklärung der politischen Anschauungen Wydenbrugk’s sehr werthvoll gewesen, daß sich ihm Gelegenheit bot, activ an der Lösung der für Deutschland schicksalsvollen schleswig-holsteiner Frage theilzunehmen, in deren Verlauf der kleindeutsche Gedanke durch einen Bismarck vertreten den ersten reellen Sieg über die großdeutsche Idee davontrug. W. war am 11. Novbr. 1863 durch den coburgischen Staatsrath Francke, einen Vertrauten des augustenburger Herzogs Friedrich, als dessen Agent bei der österreichischen Regierung gewonnen worden und siedelte nach Wien über. Hier gehörte er bis 1867 zu den hoffnungslosen Gegenspielern des großen Staatsmannes, der von Anfang an im Interesse des Ganzen auf die Annexion der Herzogthümer für Preußen hinsteuerte und in der Verfolgung dieses Zieles „die größte all’ seiner diplomatischen Leistungen vollbrachte“ (Heyck). Wir können natürlich auf eine ausführliche Darstellung dieses geschichtlichen Dramas hier nicht eingehen. Wydenbrugk’s amtliche Berichte und Correspondenzen mit Samwer über seine Verhandlungen mit Rechberg, Mensdorff, Biegeleben und verschiedenen Gesandten fremder Mächte in Wien sind im 3. Bande der Memoiren Herzog Ernst’s II. und neuerdings in dem Werk von Jansen-Samwer benutzt. Er schöpfte die schmerzliche Ueberzeugung von der Schwäche Oesterreichs Preußen gegenüber an der Quelle. Er ahnte seitdem daß der kleindeutsche Gedanke siegreich bleiben werde, hielt aber eben deswegen seine öffentliche politische Thätigkeit für abgeschlossen. Die Zeit hat ihn dann alle großdeutsche Empfindlichkeit vergessen lassen über der Freude am nationalen Aufschwung von 1871.
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