Seinen ersten Schlaganfall hatte Vater noch ganz gut überstanden. Nachdem die Taubheit im Körper abgeklungen war, blieb ihm nur ein irgendwie verqueres Sehen, daß ich, der ich nicht durch seine Augen schauen konnte, mir immer als vierdimensional vorgestellte habe. Vielleicht kann ablaufende Zeit auch räumlich sichtbar werden. Traurig der Anblick, als er deshalb seinen Führerschein abgeben mußte, und ich ihn zum Straßenverkehrsamt fuhr: als ich ihn abholte, war er fast ein wenig grau, die verlorene Freiheit seiner Sonntagnachmittage drückte seine Schultern nach unten. Der zweite Schlaganfall kam unbemerkt in all dem Chaos des Herzinfarktes, und als sie ihn nach vier Tagen des Komas endlich röntgen konnten, war das halbe Hirn ein schwarzer Fleck. Und dann: eine Maschine nach der anderen ausgeschaltet, nur Wasser träufelte bis zuletzt, Anfang und Ende allen Lebens. Komischer Zufall, daß ausgerechnet ich allein mit ihm war, als er in die Nulllinie tauchte. Früher wollte er so oft was mit mir unternehmen, aber ich ließ ihn alleine losziehen. Diesmal bin ich wenigstens mit zur Tür gegangen, um ihm nachzuwinken.
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