Ein sonderbares und nicht gänzlich exakt zu umreißendes Phänomen, doch bei meiner gestrigen Ejakulation hatte ich den Eindruck, als sei an ihr nur der linke meiner beiden Testikel beteiligt gewesen. Gewiss, verschlungen sind die Pfade männlicher Erleichterung, da werden spinale Umwege gegangen, da wird kanalisiert und in Nebengelassen gebraut, aber dennoch: Irgend etwas war anders an jenem Augenblick des Verströmens, kostbar genug, ist uns Männern die Technik der multifolden Kontraktion zumeist verschlossen, es sei denn wir hätten uns einer Unterweisung in einem tantrischen Seminar unterzogen ('Handtücher und bequeme Hosen mitbringen'). Die Vagheit der Halbmissempfindung verführt zu Gedankenspielen wittgenstein'scher Prägung, der immer fragt: »_Wo_ fühlst du den Zahnschmerz?« Überhaupt fragt Wittgenstein meist nur nach Zahnschmerzen, eine Phänomenologie des Unterleibs hat der gesamte Wiener Kreis nicht hervorgebracht. Jedenfalls mag mein halbseitiges Empfinden ein trügerisches sein, auch die ausgetretene Sekretmenge gab keinen Anlass zur Besorgnis, vielleicht war es auch nur ein wohliges Ertauben des rechten Hodens nach der vorausgegangen intensiven Massage durch G., wer dächte schon gleich zwischen Bett und Waschbecken an Lance Armstrong oder die Krebsbaracke? Dieses ganze sonderbare Geschlinge da unten, Cremaster und Cowper'sche Drüsen, und wozu man auch noch Nebenhoden braucht, für die Zweitfrau etwa? Matter Scherz, ich weiß. Schon gut, dass wenigstens noch ein Sack drumrum ist, kommt man sich nicht ganz so nackt vor. Ob es eingeschlafene Hoden gibt? Und wieso fällt mir dazu gleich Schlafrock ein?
(wauz, dem alten Blasterferkel gewidmet)
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