Keine Ahnung, warum meine Mutter noch mit meinem Vater zusammen ist. Ich hoffe, nicht wegen mir. Vielleicht wegen ihm. Vielleicht wegen uns. Ich kann mir nicht wünschen, daß er stirbt, weil ich es mir nicht wünsche. Wird sowieso nicht mehr so lange dauern, ich meine auch umgerechnet in ein normales Zeitgefühl nicht lange. Für sie aber könnte es wohl Vorteile haben. Vielleicht auch nicht, vielleicht unterschätze ich die Zuneigung. Ich habe eh nur sehr bedingt Einblick in diese Dinge. Schon, wenn ich das Grundbrummen seiner Stimme durch die dünnen Wände höre, wird mir schlecht. Auch, wenn sie in Wirklichkeit gar nicht streiten, eine Art von Streit, die nie zu etwas führt, aneinander vorbei. Dabei liebe ich ihn auch, schon weil er mir so ähnlich ist, auch was die paar guten Seiten von mir angeht und die an die ich mich gewöhnt habe. Sicher rede ich mir auch manches schön, seiner Entscheidung, nicht wählen zu gehen, liegen vermutlich weniger gute Gründe zugrunde, als bei mir. Falls meine Mutter etwas vermißt, könnte sie ja einfach fremdgehen, selbst auf dem Lande und in dem Alter wäre das möglich. Außerdem ist es ihr Problem, falls es überhaupt eines ist.
Musik: Jim Goad, »Let's Hear it for Violence Toward Women!«
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