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toxxxique schrieb am 10.8. 2001 um 20:43:18 Uhr über

Schattenteufeldämonenwesentiere

Unvorbereitet wachte ich einmal neben ihr auf, sie lag mit dem Gesicht zur Wand, regungslos wie im Tiefschlaf. Und vor mir die helle Biegung ihrer Schulter im Zwielicht der Morgendämmerung. Fassungslos, dass sie nun endlich, endlich bei mir war. »Du fühlst dich an wie ganz tief im Wasser eintauchen . . . «, sagte sie plötzlich und ich wußte genau, was sie meinte. Wie ein Gleiten durch kristallklares Wasser, schwerelos die Besinnung verlieren, während wir abwärts sinken, in das stille Dunkelblau unserer Untiefen. Ein Rätsel, dieses tiefe Verstehen. Wir haben unsere eigene Sprache.

Noch am Abend zuvor, in einem schrillen Houseclub: dort oben, ihr zuckender Leib im Stroboskoplicht. Sie hatte mich gleich entdeckt, kletterte runter von der Box, sprang mir direkt in die Arme, ich schmeckte salzige, feuchte Haut, wir waren uns ja noch so fremd. Verlegene Küßchen links und rechts auf die Wangen, meine Hände verweilten länger an ihr als notwendig. Auf uns richteten sich verwunderte Blicke, vielleicht sogar Neid. Dann noch eine letzte Zigarette, die hatten wir fast hastig an der Bar geraucht, ich erinnere mich, ich war erstaunlich nervös, wußte nicht mehr wohin mit meinen Händen, wußte kaum noch was ich sagen sollte. Aber das war gar nicht notwendig.....

Ich hatte sie schon sehr oft tanzen gesehen. Ertappte mich anfangs dabei, dass ich ständig Freitags in den Club ging und sie von weitem anstarrte, immer schon so nah und doch nur soweit das Auge in die Scheinwerfer durfte. Ihre Aura aus schamloser Unschuld, die kindlich kühle Unnahbarkeit in ihren Augen, das alles fesselte mich an sie, löste etwas Dunkles in mir aus, erinnerte mich an die fast lächerliche Ekstase des alternden Mannes in Nabokovs berühmten Roman. Doch das hier war kein Roman, das hier war echt. Ich verstand plötzlich alles, als ich sie dort oben sah: die Kindfrau, die Nymphe, das Dämonenkind, die schon jetzt alles, alles über mich wußte, alle meine schmutzigen Geheimnisse, die genau wußte, wie sie es anzufangen hatte mit mir: all die Spiele, die sie mit mir spielt.

Ich weiß, dass das alles nicht ewig dauern kann, dass die glühende Intensität zwischen uns zu stark ist. Dieser Gedanke jagt mir Angst ein. Wenn sie dann manchmal nachts neben mir liegt, zusammengerollt wie ein Kätzchen, das sich satt und zufrieden gegessen hat an mir, dann hängt dennoch ein bleierner Schatten über uns: das Wissen, dass sie fort gehen und mich verlassen wird, irgendwann. Ich will trotz dieses Wissens, trotz allem, diese Momente nicht missen. Auch wenn es mich irgendwann zerfleischen wird. Und das wird es. Das ist das Risiko, das ich eingehe. Wenn man sich so maßlos, so bedingungslos auf diesen Rausch einlässt, macht man sich unweigerlich verletzbar. Man geht diesen Weg in den Abgrund der eigenen Seele bei vollem Bewußtsein, schlägt alle Warnungen in den Wind. Ich tausche willig die Nächte in ihrem Paradiesgarten mit den Flammen meiner persönlichen Hölle. Ich weiß, ich bin blind und besessen. Süchtig nach ihr. Ich weiß, dass diese tropisch süße Frucht, in die ich jede Nacht gierig meine Zähne schlage, ein tückisches Gift enthält, das mir schon durch die Adern rinnt, ein Gift, an dem ich letztendlich langsam zugrunde gehen werde. Und ich gebe mich willig dem Untergang hin.

So wie gerade jetzt, wo das Licht im Treppenhaus mich aus meiner stillen Dunkelheit reißt, jetzt, wo sich kaum hörbar unten im Flur ein Schlüssel im Schloß dreht. Die kleinen, leisen Schritte dort unten gehören zu ihr: mein Katzenmädchen, mein Dämonenkind ist zu mir zurückgekommen.

Ich schließe die Augen und atme auf . . .




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