Die Schülerin mußte mal eine fast makellose Figur gehabt haben, bevor sie es noch ganz knapp schaffte, eine teen-mom im engeren Wortsinne zu werden, dh kurz vor ihrem achtzehnten Geburtstag. Der vordem glatte und sanfte gewölbte Bauch zeigt seither einige recht unpassende Runzeln, die rechte Brust hängt auffallend groß und schlaff herab, während die linke, verhältnismässig intakt geblieben ist. Vom Kindsvater gibt es nur noch wenige Spuren - die meisten davon in den Akten der Jugendbehörde, des Vormundschaftsgerichts und einer auf solche Fälle spezialisierten Anwaltskanzlei. Seit der Entbindung lebt die Schülerin nunmehr in einer Art Sozialwohnung (2 Zimmer, Küchenähnliches, Bad) in der Kreisstadt. Die Knete (»Unterhaltsvorschuß«) kommt pünktlich vom Amt. Ihre kleine Tochter, die sie hartnäckig als süß bezeichnet, ist ihr »ein und alles«, für das sie »das letzte« gäbe. Wenn das Kindergartenalter erreicht sein wird - also in einem knappen Jahr - will sie die »Schule fertigmachen«, dh nach einem Wiedereinstieg in einer niedrigeren Klassenstufe die Abiturprüfung ablegen, und »was Soziales« studieren. Unterstützung durch ihre Eltern erfährt sie eigentlich nicht, weil die »genug Probleme« haben. Wie sich nach längerem Verhör herausstellt, lebt ihre Mutter in einem kleinen Dorf in der Nähe der ehemaligen Zonengrenze und betreibt dort einen Getränkehandel. Sie ist ebenso wie ihr seit 1993 arbeitsloser Mann alkoholabhängig. Lediglich ihre ältere Schwester besucht sie dann und wann für ein Wochende »oder so«, was es der Schülerin dann erlaubt, sich mal für ein oder zwei Tage von ihren Mutterpflichten zu erholen. Dafür ist sie ihrer Schwester nur relativ dankbar, weil diese »das nur macht, wenn sie mal wieder mit ihrem Typen Zoff hat«.
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