"Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde, die Erde aber war wüst und wirr,
Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.
Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht." (Altes Testament)
Der Schöpfungsmythos (siehe Lexikon) der Bibel ist keineswegs die einzige
Lehre vom Anfang der Dinge. Ob Ägypter oder andere Völker Afrikas, ob
Chinesen oder die Urvölker Australiens, ob Griechen oder Sumerer, Juden und
Christen - sie alle haben Schöpfungsmythen, die ihnen die Entstehung der Welt
und ihren eigenen Ursprung erklären sollen. Diese Geschichten über die
Entstehung der Welt sind so phantasievoll und unterschiedlich wie die Kulturen,
in denen sie entstanden sind.
Die Tränen des Re - Ägyptische Schöpfungsmythen
So vielschichtig wie das Weltbild der Ägypter, so vielschichtig sind auch die
einzelnen Schöpfungslegenden. Doch allen ist gemeinsam, dass ihr
Ausgangspunkt die Naturbeobachtung war.
Eine im alten Ägypten weit verbreitete Ansicht war - angelehnt an die
Nilschwemme und den anschließenden Rückgang des Wassers - dass die Welt
aus einem schlammigen Urhügel entstand. Aus den unendlichen,
weltumspannenden Wassermassen stieg schließlich der Schöpfergott empor, der
dann die Welt schuf. Auf den Urhügel, der aus dem Wasser hervortrat, fiel eine
Lotusblüte, aus der der Sonnengott Re hervorstieg. Dieser wiederum hatte
göttliche Kinder. Aus den Tränen des Sonnengottes entstanden die Menschen.
Die Götter regierten zunächst als Pharaonen über die Menschen, zogen sich
später aber in die Unsichtbarkeit zurück.
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