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Schmidt, am 24.8. 2015 um 19:35:29 Uhr
Sattelbruch

Ich kann mich glücklich schätzen, gerade in dem Moment, als der Sattel nach hinten wegbrach, die Hände vom Fahrradlenker genommen zu haben, zum Freihändig fahren. So konnte meine Amygdala den Sturz unbeeinflußt von durcheinanderpurzelndem Fahrradgestänge steuern und auch mein Rad blieb bis auf das Abplatzen des roten Rücklichtglases unversehrt. Ich fiel wohl frei nach hinten weg, muß mich während des Sturzes gedreht haben und landete auf Schienbein, Ellbogen, Knien, ein wenig auf der Brust, und dann schmiegte ich meinen Kopf seitlich dem Asphalt an, zuletzt mit dem linken Augenlid und der Augenbraue.

Ein meisterlicher Sturz, ich hatte wohl etwa 25 km/h drauf und dachte ganz kurz, ok, und soso,

Die Leute vom Rettungsverein den die drei anwesenden Mädchen riefen die ich gerade überholt hatte, hatten nichts Besseres zu tun als »ohne Helm« in ihre Unterlagen zu vermerken. Ich ließ es daraufhin bleiben ihnen erklären zu wollen, daß das Freihändigfahren mich wohl vor Schlimmerem bewahrt hatte. Soviel physikalisches Verständnis kann man von einem dicklichen Rettungsassistenten vielleicht nicht erwarten.

Da ist eine Schraube, eine einzige Schraube, an der der gesamte Sattel letztlich festhing, gebrochen. Eine Schraube aus Aluguss. Wichser. Sowas herzustellen. Ein Materialfehler bzw. schlechtes Material hat mein Gesicht verunstaltet. Wo es doch sowieso schon nicht so besonders schön ist.

Niemals im Leben wäre bei einem Rad von Früher einfach so ein Sattel während der Fahrt abgebrochen. Ich hatte wahnsinniges Glück. Nomalerweise rase ich den Berg nämlich mindestens mit Vierzig runter. Ich könnte laut schreiend fluchen.

Mir was anhängen, von wegen, ohne Helm usw., aber die Umstände des Unfalls, die waren denen scheißegal. Kein Wort von Sattelbruch.


Nach zwei Tagen Notaufnahme mit verklebtem Auge entlassen. Platzwunde. Lidabrasion. Diese Lidabrasion, die tut echt weh.

Einen ganzen Tag was zu Essen ans Bett bekommen. Und zweimal Frühstück. Die Erbsensuppe aus gelben Erbsen, die war echt lecker.

Mein Bettnachbar ein senil werdender alter Kommisskopp der behauptet hat ich hätte sein Handtuch benutzt. Die Schlaftablette die sie ihm geben wirkt genau von elf bis zwei in der Nacht. Danach wacht er wieder auf.
Trotzdem ist er scharf darauf und fragt die Nachtschwester an jedem der beiden Abende danach. Ich habe sie, zu meinem eigenen Erstaunen nicht danach gefragt.

Im Gegenteil, ich frage die Nachtschwester nachts um Zwei nach einer Zahnbürste. Erst will sie nicht und findet keine, sagt, morgen bekommen sie eine, ich verschwinde ins Zimmer. Doch es stinkt mir. Ich habe Zahnschmerzen wenn ich nicht putze. Ich gehe noch mal hin. Sie hat ein volles Tablett mit Medikamenten und sortiert den Bedarf der Patienten. Ich sage, immer noch freundlich, aber doch nun ein wenig bestimmter, Sie geben den Leuten hier jede Menge Gift, mit Blick auf ihre Medikamente, aber eine Zahnbürste, die haben Sie nicht, das ist wirklich sehr seltsam, sehr seltsam, wiederhole ich einmal.
Sie sagt, sie sei erst neu hier, und morgen bekäme ich eine Zahnbürste, ich sage, Telefonieren Sie doch ein wenig mit ihrem Apparat
in der Gegend herum und sagen Sie, der Patient ist sehr böse, weil er keine Zahnbürste bekommt,

Ich gehe wieder in mein Zimmer.
Zwanzig Minuten später kommt sie mit einer Einmalzahnbürste vorbei. Sie sagt, Zahnpaste haben wir leider nicht, ich sage, Sie sind ein Engel, vielen Dank, ich bürste trotzdem, auch ohne Zahnpaste.

Dann bemerke ich während des Zähneputzens, daß die Bürste ein wenig mit Seife präpariert ist.

ERSTVERSORGUNG
Dr. Doru-Florian Selagea
Eingeliefert Dienstag abend, 19.08.2015
Name eines der Rettungsassistenten
Simon Geier (Geyer) (Malteser)




















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