So ein Wellensittich ist schon ein recht eigensinniger Wegbegleiter. Mal sitzt das Tier auf seiner kleinen Schaukel, wippt hin und her und kreischt das Haus zusammen, als gäbe es kein morgen. Dann wiederum hat er seine Momente und sitzt still da, plustert sich ein wenig, hält die Lider halbwegs geschlossen sowie seinen stets wachsamen Mittagsschlaf und schnattert leise vor sich hin, während der kleine Körper ein unruhig schlagendes Herz ahnen lässt, dass mit der handvoll weißgefiederten Lebens hin- und herwankt . Dann wacht er laut schimpfend auf und latscht in der Petersilie herum, beäugt einen von schräg und pfeift ein »guten Morgen, Du siehst fertig aus, Kumpel«, und man pfeift zurück: »frag' nicht nach Sonnenschein, kleiner Atze« und Cleopatra, so hieß sie, schüttelte sich verständnisvoll und pfiff mir ein Lied. Vier Stunden später ist das quietschfidele Tier tot gewesen und es kam dazu, dass meine Person hierauf ihrerseits in diversen Zoohandlungen vorstellig geworden ist, um für den verbliebenen Harlekinwellensittich Julius einen neuen Homie zu organisieren.
Einen Molotowcocktail in der linken haltend, betrat ich irrwitzigerweise zunächst das heimatnahe »Allee-Center«, um wohlmöglich in dessen Hallen rasch fündig zu werden. Nun muss man als der ostgotischen Bannzauberei Uneingeweihter wissen, dass das hiesig vorfindliche »Allee-Center« ein arger Tempel des Bösen ist, in dem die Kreaturen der finsteren Sphären ein heeres und wohlgefälliges Zuhause finden und zudem dieser in Fermersleben/Westerhüsen beheimatete Russenmafiabetrieb als Security Dienst schiebt, ähnlich wie im unsäglichen »Upstairs«, wo der meines bescheidenen Erachtens nach lebenslänglich zu inhaftierende Türsteher und lokal prominente Freefighter Herr Popler eine ihm ungenehme Person auf der Herrentoilette ins olvenstädter Krankenhaus geprügelt hat. Jedenfalls gab es in der Zoohandlung dort nur Finkenvögel, welche sicherlich niedlich sind, aber nicht wirklich bangen, weswegen ich mich schleunigst in die feierabendlichen Menschenströme warf, um zu meinem Transportvehikel zu gelangen, welches mich alsdann zum beschissenen Tierpalast in die ehemalige Garnison und auf Befehl eines bislang geheimen Ordens von Druiden nunmehr seit längerem zum magdeburger Stadtteil erhobenen Sudenburg. Dass das benannte Etablissement (oder so ähnlich) in der Verdammnis bereits prophezeienden »Braunschweiger Straße« zu finden ist, hätte mir Zeichen genug sein sollen. Bereits Aristoteles lehrt uns, dass jede Kreatur Gottes über vier Gliedmaßen verfügt, doch was erblickt mein Kummer und nasse Mumus gewohnte Auge? Afrikanische Riesentausendfüßler, chilenische Vogelspinnen, Blauzungenskinks und zugegebenermaßen recht interessante Omanchamäleons. Keine Vögel, aber dafür Paraguay-Kaimane, wie bei mir unterm Bambusbett. Das knartscht übrigens ganz fürchterlich, vor allem wenn der Sommer kommt. Oder so. Jedenfalls sollte die dritte von mir besuchte Zoohandlung ebenjene verlässliche sein, die seit meiner Herabkunft auf die bördischen Ebenen mit Vehemenz im vom unseligen Geist des Kapitalismus beherrschten »Flora Park« sein, der erstens durch seine Menschenverachtung und zweitens durch seine kürzliche Bemerkung bei den »RTL Aktuell News« im Zuge des ihm gerechterweise widerfahrend gewesenen Wolkenbruchs bestochen hat bzw. besticht. Fatalerweise hat auch hier der »Aufschwung Ost« bereits verhängnisvollen Niederschlag gefunden, weswegen anstelle der von mir angezielten Zoohandlung nur eine fragwürdige Institution namens »MäcGeiz« aufzufinden war. Die hatten aber auch keine Vögel, weswegen ich Kunden wie Personal gerechtfertigterweise als dumme F****n und üble Zauberer titulierte. Leider hat mich die bereits erwähnte Magierorganisation »O.S.P. Security« sehr rasch in meinen Bürgerrechten eingeschränkt und mich ihren homoerotischen Fixierungen preisgegeben, weswegen ich nunmehr im Stehen poste.
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