Die Erniedrigung, die Lohnarbeit mit sich bringt, wurde mir heute morgen erneut augenfällig gemacht durch eine anonyme Person, die sich in der Fußgängerzone als Mobiltelefon verkleidet hatte und in dieser Kostümierung versuchte, Leute in den gegenüberliegenden Telefonladen zu locken. Offenbar war bei dem Überstulp jedoch nicht auf den korrekten Sitz der Augenlöcher geachtet worden, und so eierte diese unglückliche Figur recht planlos durchs Karree, gelegentlich Leuten, die in sein Sehfeld gerieten, einen Zettel andienend, ansonsten jedoch meistenteils darum bemüht, den Sitz seines Ganzkörperhandys zu korrigieren. Ich konnte dies längere Zeit beobachten, da ich tatsächlich in eben jenem Telefonladen um eine Rolle Faxpapier anstand; zugleich überzeugte mich die Vielzahl jugendlicher Schulschwänzer, die sich dort für Telefone mit erweiterten SMS und Foto–Funktionen begeisterten davon, daß es auch in Zukunft keinen Mangel an Willigen geben wird, die bereit sind, für ein lächerliches Salär ihre Persönlichkeit aufzugeben um die als Klo– oder Sandwichmann erlittenen Demütigungen über einem Haufen kostenintensiver Unterhaltungselektronik zu vergessen.
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