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Christine schrieb am 20.11. 2018 um 19:50:48 Uhr über

Salonlöwe

exner und exter trennen t und n wie meine kinder ihre anfangsbuchstaben. während der facharztausbildung nicht schwanger zu werden war ehernes gesetz. dem zu widersprechen hieß kindelose chefs in ihrem aggressionspotenzial zu unterschätzen. du fühlst dich so sicher, wenn du die jobzusage hast, wirst aber trotz kind zu diensten eingesetzt. kinderlose können knallhart sein. denen ist es egal, ob da jemand daheim ohne dich einschläft während du narkosen machst. die exner hatte das vorhergesehen und stoma statt medizin studiert. aber die hatte auch keine luxationshüfte und konnte deshalb stehen. ich konnte nicht mal chirurg werden, weil ich sitzen musste. neurochirurgen standen damals auch - neun stunden lang. inzwischen genügt mir kochen um gewebe zu fühlen, auch wenn der anatomiekurs schon mit dem einen oder anderen tränchen verbunden war, sodass ich den gesamten kopf und nicht nur die hälfte präparieren durfte. dabei verging die zeit wie im flug, der hatte es ja nicht eilig, der kopf. hab nach seiner biografie gesucht, aber da war der datenschutz knallhart. ich bin dann sogar der nase nach in den keller gegangen um die anderen zu suchen. es war kühl dort und dunkel. ameisensäure ganz ohne ameisenhaufen. formalin macht mir inzwischen so sehr zu schaffen, dass ich nicht mal mehr bref benutze. schuld war das siedend heiße wasser, das ich jahre später über die rüschtuben goss um den bronchialschleim leichter abzulösen statt nur das formalin seine arbeit erledigen zu lassen. 14 tage hat es gedauert, bevor ich wieder so frei atmete, dass ich danach tatsächlich schwangerschaftsabrüche begleiten konnte. und das erwarteten bis zu zwölf frauen täglich vom berufseinsteiger ihrer wahl. 14 tage ohne das scheppern der hegars und der küretten im ohr meiner schlafenden zu ahnen. ok, narkose ist nicht grad die art schlaf, die frau sich in dem moment wünscht, aber das GutGeschlafen? blieb ihr beim aufwachen trotzdem nie erspart. nur die geschichte von der, die selbst fast abgetrieben wurde ersparte ich ihr. sie hatte schließlich stress genug. immerhin war es gesetz, abbrecher und kinderwünscher in einem aufwachraum zu vereinen, sodass die abbrecher sehnsüchtige blicke ertragen musste. das war strafe genug für beide, die, die häusliche gewalt bis zu eigenen sterilität zuließen, und die, die mehr nähe erzeugten, als sie brauchten.


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