Supermärkte haben immer einen stabilisierenden Einfluß auf mein männliches Selbstbild. Das mag mit der haushaltlichen Verantwortung zusammenhängen, die mich dazu bringt, mit Essenplanungen und gedanklichem Durchforsten des Vorratsschranks befasst durch die Gänge zu stöbern, ein Jäger und Sammler auf Pirsch in fremdem Terrain, Atzung der heimischen Höhle sichernd. Vielleicht liegt es auch daran, daß Männer zu manchen Zeiten dort deutlich unterrepräsentiert sind und ich mich so aus einem Gefühl der Diaspora heraus stärker als sonst trotzhaft mit meinen Geschlechtsgenossen solidarisiere; jedenfalls ertappte ich mich heute dabei, mir zwischen Öl– und Nudelregal derart versonnen-intensiv den Sack zu kratzen, daß ich kurz darauf innehielt, besorgt schauend, ob nicht ein von hinten auffahrendes Mütterlein Zeuge dieser zwischen Breakdancer und Bauarbeiter gelagerten Übersprungshandlung geworden war. Aber da war niemand, außer einer gleichmütig sich drehenden Überwachungskamera. Fast ein wenig schade, denn es lag eine selbstverständliche Gleichmut, ja Schönheit in dieser Gestik, wie sie mir ansonsten in den Tempeln öffentlichen Lebens nur selten zueigen ist.
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