Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Fachwissen und Sachverstand? Oder, allgemeiner: Was ist der Unterschied zwischen Wissen und Verstand? Ist Verstand die Eignung oder die Fähigkeit, zu verstehen, das heißt, Wissen aufzunehmen? Ist Wissen ohne Verstehen möglich? Nein, ist es nicht. Wissen ohne zu verstehen ist das, was Computer tun, nämlich Daten oder höchstens Informationen verarbeiten.
Aber was ist das Verhältnis zwischen Wissen und verstehen? Wenn jemand etwas von einer Sache versteht, sehr viel davon versteht, ein wahres Sachverstandungeheuer ist, weiß er dann auch viel darüber? Oder ist er nur besonders talentiert und hat sozusagen die Gesetzmäßigkeiten dieser Sache durchschaut und eben verstanden? Das hieße im Umkehrschluß aber, daß Mathematiker nicht sehr viel wissen. Sie wissen nicht die Kubikwurzel von 74088, aber sie kennen die Gesetze und damit auch den Weg zu diesem Wissen. Sie wissen, was sie tun müssen, um dieses Wissen zu erlangen. Ist Verstehen also ein Wissen über Wissen? Über den Weg zum Wissen? Kann der Verständige also leichter Wissen erlangen als der, der nur weiß aber nicht versteht?
Dann müßte man aber demjenigen, der nur weiß und nicht versteht, vorhalten, er sei nichts anderes als ein Computer: Er speichere Informationen, habe aber kein Wissen.
Folglich impliziert Wissen Verstand. Wer Sachverstand hat, das Sachverstandungeheuer, hat sich Wissen über einen Gegenstand angeeignet und zwar in solcher Form, daß es wirklich Wissen ist. Nicht allein vermag er Fakten über den Gegenstand aufzuzählen, nicht allein hat er Kenntnis über dessen Eigenschaften - sondern er hat überdies ein umfassendes, holistisches Bild von jenem, welches ihm erlaubt, Aussagen über das Verhalten des Gegenstands in fiktiven Situationen zu treffen.
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