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Bettina Beispiel schrieb am 28.4. 2005 um 21:56:53 Uhr über

Südsee

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Nach Avarua wollen wir nach dem Abendessen mit dem Bus fahren, da wir unsere Distanz, die wir noch in und um uns herum nach außen haben, so am besten loswerden können. Fast haben wir keine Lust, da es schmeckt und mundet und so gemütlich ist und es sogar sehr guten neuseeländischen Rotwein gibt, doch beschlossen ist wie entschieden und der einzige, nennbare Ort und ihn besuchenpaßt in unsere Stimmung. Die Busfahrt bringt uns enger zusammen, zufällig läßt sich so schön verstärken und vor allem nun wirklich unbemerkt genießen und es zucken keine kleinen Blitze, es sprüht einfach, schafft eine Aura, die uns beide erfaßt und dann unsichtbar für andere fest umschließt und umgibt. Es ist keine besonders lange Tour, der Marktplatz unsere Zielstation. Alles ein bischen klein, offen, gemütlich, nicht gerade berauschende Geschäfte anzusehen, dafür aber der leise, leichte Rausch der Südsee und wohl auch der Getränke und vor allem das, was uns so ständig leicht kribbelnd dauerumhüllt.
Wir sitzen in einer Bar, genießen, uns so langsam wieder frisch zu zu fühlen, genießen die Atmosphäre, die uns umgibt und unsere unsichtbareHüllereichlich intensiviert, sind zwar noch nicht am Ziel unserer Sehnsucht, aber ihm ein gutes Stück näher. Dir schmeckt der erste, der zweite Cocktail und der dritte ist schon auf dem Weg und die von vorher zählen nicht, da wir woanders sind und du bist lebhaft und von besonderem Reiz, da du ausstrahlst, was nicht zu benennen ist, wirksamer dafür umso mehr. Wir beratschlagen, was unser Ziel sein könnte, ganz real, welche Insel. Das Paradies hat zu viele Namen und unseren da rauszufinden, ist einfach schwer. Wir unterhalten uns immer angeregter, wie wir weiterkommen sollen oder werden, den Zauber der Südsee haben wir um uns, aber wir wollen in ihm eintauchen und viel mehr von ihm erfahren, ihn verinnerlichen. Da wir einen Radius von zig-1000 Kilometern und mehr schlagen können und vieles in Reichweite und gleichzeitig weit entfernt ist, nutzt uns die Karte, die wir mitgenommen haben, wenig, sie hat keine Lebendigkeit! Während wir noch laut überlegen, nicht im Traum daran denken, dass uns jemand zuhören oder gar verstehen könnte, werden wir angesprochen in etwas gebrochenem aber gut verständlichem Deutsch, gemischt mit englischen Brocken und Worten. Ein älterer Mann, der uns zwar aufgefallen war, da er uns interessiert angeschaut hatte, spricht uns an. Er stellt sich vor, dass er Deutschkanadier sei, seit nunmehr fast 20 Jahren in der Südsee lebe und fährt fortIch weiß da was für euch, da ihr mir sehr verliebt scheint.“ Wir schauen uns an und bejahen beide wie mehr als überzeugend mit leichtem Schmunzeln. Er fährt fortEs gibt eine kleine Inselgruppe, von denen nur wenige Inseln bewohnt sind. Sie sind nicht leicht zu erreichen, haben auch keinen großen Komfort zu bieten, aber sie heißen grob übersetzt im Volksmund die Amorinseln, in Wirklichkeit... – da kommen dann unaussprechliche, wenn auch wohlklingende Namen.“ Unser Interesse ist geweckt und wir zeigen ihm unsere Karte. Er studiert sie kurz und deutet dann auf eine kleine Inselgruppe, die nur mal eben mehr als 1000 bis 1500 Kilometer südwestlich liegt und fährt dann fortAlle, die bis jetzt dort waren, sind verliebt hingefahren und mit Dauerliebe zurückgekommen. Die dortigen Eingeborenen haben irgendwelche Rituale für Verliebte, die speziell bei einer bestimmten Mondstellung so wirksam sind, dass sie für immer halten!“ Jetzt sind wir mit Fragen dran, aber entweder weiß er nicht genau oder will nicht mit der Sprache rausrücken oder es ist ein Südseemärchen, von denen es sicher hier welche wie überall geben wird. Ist egal, unsere Blicke fixieren die winzigen Punkte auf der Karte und in uns entstehen Bilder, die reine Imagination sind, aber gerade so langsam ein Traumziel entstehen lassen, von dem wir viel zu wenig wissen, aber unsere Hände bekräftigen „Wir werden genau das jetzt verfolgen und anstreben und sicher da hinkommen!“ Nachgehakt, wie das möglich sei, ist leicht. Es geht mit dem Flugzeug, dann weiter mit einem kleinen und bei dem Rest ist unser Gesprächspartner überfordert. Wer hat auch schon Flugpläne im Kopf! Er überlegt angestrengt und dann kommt esJetzt weiß ich, ein paar Ecken weiter ist eine kleine Bar. Die wird von einem Häuptlingssohn, der von den Inseln stammt, mit seiner Frau zusammen betrieben. Die beiden sind bekannt für ihre Harmonie, sehr beliebt, da zu allen freundlicher kann euch weiterhelfen!“ Wird direkt spannend, da plötzlich aus einer Idee eine irgendwie faßbare Wirklichkeit wird, aus einem Traum eine vielleicht erlebbare Realität? Ich zahle und wir gehen mit ihm los, unterhalten uns, wechseln die Straße, biegen nach links, dann wieder links, rechts und sind da..! Die Bar ist ein Kava-Shop und eben Kava-Bar. Kava, ein berauschendes Getränk der wilden Pfefferpflanze, zerrieben, mit Wasser angesetzt, mit extrem starker Wirkung, von dem wir zwar gelesen haben, aber mal gerade wissen, dass sie den Körper lähmen kann bei gleichzeitig wachem Geist, hier viel genossen wird, eine Semiparalyse bewirkt, usw. Jetzt sind wir wirklich gespannt! Ein paar Gäste hocken rum, anders kann man es nicht bezeichnen, scheinen wirklich wie gelähmt und es erzählt immer nur einer und alle anderen hören zuund dann kommt die Reihe an den nächsten... Unser Begleiter scheint hier Gast zu sein. Wir werden vorgestellt, freundlich von dem Sohn des Häuptlings und seiner Frau, beide noch jung, vielleicht Anfang 30, begrüßt. Unser Begleiter bestellt sich Kava von Vanatu, die wohl stärkste Sorte, die es geben soll. Wir werden gefragt, ob auch, lehnen aber dankend ab, da wir nicht die Wirkung kennen und was wissen und nicht Erfahrung sammeln wollendasZeugkann immer noch genommen werden! Die Unterhaltung wird etwas mühsam, da sich unser Begleiter an einen Tisch zurückgezogen hat, wir aber an der Bar bleiben, lieber einen Cocktail bestellt haben, nur mit dem Pidginenglisch, das gesprochen wird, Probleme haben. Doch so langsam wird der berühmte Schuh draus, da wir beide nachdrücken und deutlich machen, dass wir unser Paradies suchen, genau wissen, dass wir in der Südsse nur zu Besuch sind, aber uns selber so finden wollen, wie das möglich ist. Sie und er hören uns genau zu, mustern uns, unterhalten sich und unterhalten sich mit uns weiter und irgendwann kommt ihre gemeinsame Ansage, dass, wenn wir wollen, sie uns dabei helfen werden, diese Inseln zu besuchen wie zu erreichen und trotz gewisser Sprachprobleme kommt deutlich genug, dass es etwas besonderes ist, wenn sie das für uns tun, wir in eine andere Welt eintauchen werden, die uns für immer verändern wird, sie aber der Meinung sind, dass wir es wagen sollten und sie es verantworten können, da wir Reife wie Aura um uns hätten, die sie bejahen läßt. Eine merkwürdige Situation, da sie plötzlich, kaum dass ihr Entschluß gefaßt ist, Blicke tiefen Wissens haben, wir das deutlich spüren, sie auch wissen lassen, alle vorherige Spannung plötzlich weg ist und wir behandelt werden, als ob wir Familienmitglieder wären, obwohl doch noch völlig fremdund es kommt der Kursus für Kleinkinder, dann für die etwas größeren, dann die Heranwachsenden, usw. – ein Crashkurs in dem, was wichtig ist und und... dem was besonders wichtig! Es ist mehr alsandere Länder, andere Sitten“, es ist unser erster Probetauchgang in eine völlig andere Welt, eine uralte Welt der Magie, spüren wir beide in übergroßer Deutlichkeit, es ist Verheißung und Warnung zugleich und ihre Ansage ist überdeutlich, dass wir, wenn wir es wagen wollen, uns streng an eines zu halten haben, aufpassen, mitmachen und immer so passiv zu sein, wie für uns möglich, um am Ende aktiv das zu sein, was wir sind, nicht nur Gäste sondern auch neue Familienmitglieder, die geben und nehmen können und damit Reichtum bringen und mitnehmen!
Der Zauber der Südsee ist im wahrsten Sinne des Wortes dabei, uns beide einzuspinnen, langsam uns zu umhüllen undwie es aussiehtin eine für uns vorgesehene Richtung zu schieben, als ob sie vom Moment, wo du die Idee hattest, schon vorgegeben gewesen ist. Wir sind leicht, fühlen uns beschwingt, innerlich plötzlich ausgerichtet, haben ein Ziel und diese besondere innere Spannung, die wach macht und gleichzeitig gelassen, da wir vieles erst wissen werden, wenn wir angekommen sind.
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Wir verlieren uns gemeinsam und finden uns ganz real in unserem Hotelzimmer wieder und sind nur still und alles geht ohne jedes Wort und die normalen Lebensgeister sehen die Morgenröte und melden ihre eigenen Wünsche an und der Strand lockt und das Wasser ebenfalls und das Wasser nimmt uns auf und nimmt uns jede Schwere und wir träumen weiter und sind doch völlig wach und unserer eigenen Körper wieder bewußt und haben uns doch gegenseitig in uns und die ersten Kobolde sind auch schon wach, machen mobil und es wird daraus eine kleine Wasserschlacht mit gerade mal lächerlichen kleinen Wellen, die gleich zu Brandung werden und unsere Kräfte wollen nicht mal reichen, um da Wirkung zu sehen oder zu bewirken, aber wir werden frisch und bekommen die Munterkeit wie den Tatendrang, den wir sicher gebrauchen können für das, was wir vor uns haben. Unsere Zeit ist stehengeblieben, doch der Tag hat seine eigene und du hast den berühmten Kohldampf danach, wobei du lediglich nicht so recht definieren kannst, wonach...
Innere Zeit mag stehenbleiben, irdische denkt nicht daran und so wird es Zeit, mal nachzuschauen, wo es was zu futtern gibt, da wir beide ein bischen körperliche Kraft nachtanken können. Händchenhalten geht noch bestens und bringt uns gemeinsam auf den richtigen Weg, ein bischen der Nase, der Intuition und dem Geklapper von Geschirr nach.
Wir sind noch beim Frühstück, als unser Häuptlingssohn mit seiner Frau erscheint. Der Kellner sagt uns Bescheid, dass sie an der Rezeption auf uns wartenund als ich ihn frage, ob sie sich zu uns gesellen können, nickt er und verschwindet, erscheint kurz darauf mit beiden. Herzliche Begrüßung und die Frage, ob sie mit uns frühstücken wollen. Ja/Nein, haben sie schon, allerdings noch nie im Hotel, da es selbst für kleine Einheimische viel zu teuer ist. Wir lassen zwei weitere Gedecke kommen und eine muntere Unterhaltung findet statt. Viele rein technische Details sind zu lösen, da wir nie am Ziel ankämen ohne fremde Hilfeetwas zu groß für uns, den Pazifik abzusuchen! Um den Flug und auch den weitergehenden, wollen sich die beiden kümmern, dürfte sogar noch heute möglich sein, wenn die Maschine nicht ausgebucht ist. Der Weiterflug mit einem kleinen Wasserflugzeug kann per Funk geregelt werden. Wir fragen nach den Gastgeschenken, die wir mitnehmen können, erhalten zur Antwort, dass es da schon einiges gäbe, aber... Wird einfach und so gelöst, wie es am leichtesten ist, da ich schon ahne, dass wir am Ziel als Gäste empfangen werden und Geschenke mitbringen können, aber kaum dort was bezahlen, ohne zu beleidigen. Wird mir bestätigt. Als ich direkt frage, was denn in Frage käme, der größte Wunsch seines Vaters sei, kommt Druckserei in Pidginenglisch – muß man sich mal gegeben haben. Meine konkrete Frage, ob wir auf dem Weg seien, Familienmitglieder zu werden, überrascht, wird aber bejaht, löst den Knoten, verknüpft den Anspruch und die Wirklichkeit und wir bekommen eine Auswahl, die uns beide schmunzeln läßt, da kleine technische Dinge dort unten sehr gefragt sein müssen, der Fortschritt nicht unbekannt ist, gerade mal nicht seinen Einzug gehalten hat.
Wir beratschlagen leise, als wir mit den beiden losgehen, haben auch schon eine Idee, wollen erst mal die Flüge sicher haben und dann weitersehen. Es klappt wie am Schnürchen, da die Maschine nicht ausgebucht ist, am frühen Nachmnittag startet, so ankommt, dass wir den Rest der Strecke noch gut schaffen können, wenn wir vom Piloten des Wasserflugzeugs am Flughafen, wo er auch starten kann, direkt übernommen werden. Hin- und Rückflug bezahlt, ab ins nächste Kaufhaus oder das, was man hier so eines nennt. Geflogen sind die beiden noch nie die lange Strecke, da viel zu teuerdas Schiff dauert zwar länger, aber es ist gerade noch erschwinglich! Übergepäck werden wir wohl bezahlen müssen, da einiges zusammenkommtdie beiden amüsieren sich köstlich, verstehen aber, als wir Toilettenpapier erstehen, da wir längst mitbekommen haben, dass das ein Luxus ist, den sich normale Sterbliche auf kleineren Inseln nicht leisten können oder wollen - und dann wird es lustig, als wir wie beratschlagt an unser Hauptgastgeschenk gehen. Da wir wissen, dass ein Generator exstiert, selten genutzt wird, um ein paar Glühbirnen und ein uraltes Funkgerät mit Strom zu versorgen, ein Fernseher mit Satellitenanlage jedoch nicht, da viel zu teuer, das aber wieder allen zugute kommen dürfte, halten wir es für das beste Gastgeschenk – sicher, ein bischen problematisch, aber erstens sowieso nicht aufzuhalten und zweitens, wenn schon..., denn schon...
Glänzende, gerührte Augen bestätigen, da die beiden schon angefangen haben, darauf zu sparen, es noch lange gedauert hätte, aber genau wissen, was in Frage kommt, da sie das Klima und seine Tücken kennen. Das wichtigste ist, erfahren wir nebenbei, eine wasserdichte Plastikbox, in der alles vergraben werden kann. Unser Fragezeichen findet schnell eine Antwort, da wir darüber aufgeklärt werden, dass die Inseln häufig von tropischen Stürmen heimgesucht werden und so die einzige Möglichkeit gegeben ist, alles zu retten. Unser Glück, dass die schlimme Zeit erst in zwei Monaten beginnt, aber auch da habe sich einiges verändert! Wir erstehen noch ein Transistorradio, da du der Meinung bist, Musik könnte dir Spaß machen, usw. Zu zweit hätten wir nicht mal die geringste Chance, alles, was eingekauft, zu bewältigen. Zu viert kein Problem! Der Taxifahrer kennt den Spaß, wir haben ihn ebenfalls, fahren erst mal mit den beiden mit, da er uns für seinen Vater Kava, Kräuter und einiges andere mitgeben will, u.a. einen Brief, den dort unten jemand ihm dann vorlesen wird.
Weiter zum Hotel, unsere Sachen sind schnell gepackt, da wir nur wenig mitnehmen wollen, den Rest deponieren können. Draußen empfängt uns wieder die feuchtschwüle Luft, unser Paar, der Taxifahrer, der Einkaufsieht alles nach Expedition aus und soll gerade mal für ein bis zwei Wochen ein Besuch sein! Die Prozedur am Flughafen kennen wir schon. Sie ist freundlich, aber sehr kompliziert, das reine Ritualund unser Übergepäck kann sich sehen lassen, kostet reichlich und bereitet unseren beiden leichte Schluckbeschwerden, da es in nützliche Dinge umgerechnet ohne weiteres das doppelte an Gepäck ergäbe, das aber wiederum das doppelte an Gebühren und am Ende wahrscheinlich die Unmöglichkeit, es auf dem Luftweg überhaupt bis zum Zielort zu bringen...
Der Abschied ist kurz und herzlich, jetzt schon familiär, wenn auch anders als bei uns, da von einer gewissen rituellen Steife, die aber so sein muß. Über den Flug gibt es nicht viel zu sagen, da wir fast nur Wasser unter uns sehen und es dich lediglich ungemein beruhigt, dass die Maschine zwei Propeller hat. Wir bekommen was zu essen, du sogar eine kleine Flasche Rotwein, die du mit Genuß zu dir nimmst, da du nicht wissen kannst, dass ich es geschafft habe, unser Gepäck um einige zu bereichern, sie auch noch das Gewicht vermehrt haben.
Die Landung ist etwas schaukelig und der Flughafen gerade mal eine Baracke mit staubiger Piste, aber wir sind unserem Ziel sehr viel näher und haben das Glück, dass unser nächster Pilot schon auf uns wartet und uns den Zoll, die Prozedur entsprechend verkürzt, da das wichtigste unsere Rückflugtickets sind und der Gepäckstrom von ihm gleich geschickt umgeleitet wird, da er ungerührt alles, was wir ihm zeigen, auf eine Karre lädt, um damit loszugehen, während wir noch geduldig warten, dass wir unsere Stempel bekommen. Zum Glück beantwortet er auch die Frage nach unserem Reiseziel, das uns einen nachdenklichen Blick unseres Zöllners einbringt, da es eine Mischung ist, die in etwa sagtAusländer, ein Päarchen noch dazu und dann noch dahin, wo keiner hinwill und das ganze noch...“.
Der Pilot drängelt, verkürzt drastisch, da er vor dem Sonnenuntergang an unserem Ziel gelandet und möglichst wieder gestartet sein will, kassiert sein Geld, hat längst alles verstaut, sogar noch 100 l Diesel, um die ich ihn gebeten hatte, da mir sicher sicher ist und es im Flugpreis einbegriffen.
Ein Wasserflugzeug kann auch auf einer Piste landen und starten, ist aber leider nur einmotorig und seines nicht mehr das jüngste. Dein Blick sagt alles, meiner zurück ebenfalls, da wir im irdischen Paradies schon ankommen wollen und nicht in einem himmlischen. Was uns beide tröstet, das Ding sieht wenigstens so aus, als ob es schwimmen könnte, wobei wir da lieber nicht weiterdenken wollen. Eng ist es, gerade mal viersitzig, der Diesel stinkt auch ein bischen, aber es brummt und bewegt sich und hebt ab und gewinnt an Höhe, die erst mal beruhigt.
Bei dem Lärm ist keine Unterhaltung möglich, aber unsere Hände können das auch stumm und die Flugzeit soll gerade mal etwas über eine Stunde dauernnicht die Entspannung schlechthin aber zum Glück auch zu kurz für zu viel Verspannung. Erwartet werden wir nicht, da das Funkgerät auf der Insel allenfalls abends in Betrieb gesetzt wird, aber das schert uns wenigdie Hauptsache, wir kommen an! Der Pilot zeigt zwischendurch nach unten, uns ein paarPerlender Südsee, die wir überfliegen, da die Atolle wie hellblaue Sterne in dunklem Wasser schwimmen und alle ihre weiße Aura haben, wo sich die Brandung an dem äußeren Korallenriff bricht, manche bestehen aus kleinen Inseln, manche haben eine größere Kerninsel und kleineresehen wohl aus der Luft alle so aus wie auchunsere“. Und sie kommt, der Pilot geht tiefer, kreist, wird gehört und sorgt für eine Menschenansammlung kleinerer Art, da alles aus den Hütten stürzt, was wir sehr schön beobachten könnenund die Landung ist viel harmloser als wir uns gedacht, da das Wasser ruhig ist und wie ein fast stiller, hellblauer See!
Die Hauptinsel wird angesteuert, da, wo fast alle sich versammelt haben, vielleicht eine Gruppe von fünfzig Menschen, die Kinder nicht gezählt. Der Häuptling ist sofort zu erkennen, da wir schon ein Foto von ihm gesehen haben. Der Motor wird abgestellt, eine kurze Drehung und sechs, acht Männer haben schon einen Schwimmer vor sich, schieben und ziehen und vertäuen, stehen im Wasser und lächeln uns freundlich an und warten geduldig, dass wir aussteigennaja, kniehohes Wasser geht schon! Du bist schneller als ichund meine Jeans, wohl nicht passend, bekommen eben Südseewasser und ein allgemeines Lachen, da mein Versuch, sie trocken zu retten, voll daneben geht. Dafür reiche ich dir die Hand und sage dir nurWillkommen in unserem Paradies auf Erdenund geleite dich elegant ans Ufer, was wiederum alles, was gerade mal mit einem Bastrock bekleidet weiblich am Ufer ist, anerkennend murmeln und die Männer aufmerksamer werden läßtman(n) kann ja immer was lernen! Wir schreiten langsam den Strand hoch in Richtung Häuptling, bleiben zwei Schritte vor ihm stehen und verneigen uns und sagen unseren Willkommensgruß und ich bitte ihn in seiner Sprache, uns für kurze Zeit als Gäste willkommen zu heißen, die Lernarbeit von unzähligen Malen gemurmelt und rezitiert – sein Blick bringt uns ihm näher undwir sind nicht die ersten Europäer auf dieser Insel, es gibt ein erstes Händeschütteln reihum, eindeutig eine Begrüßung für uns! Der Pilot verkürzt erheblich, da er weiter will, scheint als eiliger Mensch bekannt zu sein, da alle grinsen und lachen, ihm aber bereitwillig helfen, „unserGepäck auszuladen – und das Stimmengewirr will nicht verstummen, da 100 l Diesel per Flugzeug noch nicht auf die Insel gekommen sind und die anderen Pakete werden beäugt, da sie so gewaltig aussehen. Ich reiche dem Häuptling den Brief. Er gibt ihn weiter an eine Frau, die ihn feierlich öffnet und langsam laut liest. Andächtiges Schweigen! Sehr andächtiges sogar! Der Pilot verkürzt drastisch, kaum, dass der Brief zuende - geflochtene Körbe aus einer Hütte, im Flugzeug verladen, gefüllt mit seltenen Muscheln und Schnecken für die Touristen, ein kurzes Palaver mit dem Häuptling, zurück zum Flugzeug, starten, Leine los und mit Gebrumm und immer schneller rast es über das Wasser, hebt ab, nickt noch mal kurz mit den Flügeln und ist weg!
Wir sind da! Sind wo? Wo wir hinwollten – haben uns niedergehockt und unsere Unterhaltung beginnt. Da, wo wir nicht verstehen oder nicht verstanden werden, hilft die Frau, die den Brief vorgelesen hat. Wir bekommen Kokosmilch zu trinken gereicht und die Order nebenbei signalisieren überdeutlich, dass ein Festmahl vorbereitet werden soll und unser Einwand, wir seien unangemeldet zu Besuch gekommen, wird mit Kopfschütteln registriert, da selbstverständlich eben selbstverständlich ist und nichts darunter! Wir sind da, das ist gut, aber es muß gebührend gefeiert werden, sogar für uns nachvollziehbar, da Besuch hier wohl die Ausnahme und nicht eine lästige Regelund Zeit ist hier soviel wie überall, nur eben nichts, was sie stiehlt oder stehlen könnte, somit unglaublich viel von ihr! Ein paar Hühner müssen ihr Leben lassen, werden für uns aus ihrem Dasein geworfen, Fisch wäre uns lieber, aber wir denken daran, was uns eingeschärft worden ist, bleiben passiv und geduldig, haben Zeit, alle zu mustern, ein angenehmer Anblick, da sie braun, ziemlich schlank, fast nackt, aber für hier gebührend angezogen und freundlich und mehr als voller Aufmerksamkeit und es fällt auf, wie leicht sie die Kinder dirigieren, deren Neugier zähmen und lenken, freundlich und mit Lächeln und Lachen alles erledigen, was sie tun wollen und es so sicher tun und sich doch nichts entgehen lassen. Was auch immer auf dieser Insel für heute geplant war, es hat sich erledigt. Wir sind angekommen und das ist jetzt das Programm! Ich registriere die Blicke des Häuptlings, der zwar langsam, fast bedächtig entsprechend seiner Rolle als solcher spricht, aber neugierig ist er trotzdem, da der Inhalt des ganzen Gepäcks, unseres haben wir separat aufgestellt, ihn schon interessiert! Ich stehe auf, verbeuge mich vor ihm und übergebe ihm verbal alles, scheine es so genau richtig gemacht zu haben, da das Murmeln um uns herum nach Zustimmung klingt und wenn der Häuptling schon neugierig, wie sollten da die anderen sein...?
Ein Feuer ist inzwischen angemacht worden, der Generator wurde gestartet, die Sonne geht gerade glutrot und riesig unter und es gibt tatsächlich elektrisches Licht, offensichtlich aber die Ausnahme und nicht die Regel, da das Stimmengemurmel so anschwillt, als ob es eher Seltenheit! Auspacken dürfen die Frauen, würden die Männer gern auchund es gibt mehr als Gemurmel, da alles ineinandergeschachtelt ist und langsam sich vermehrt und vermehrt, ob Töpfe oder Messer oder andere Dinge und die Satellitenschüssel und der Fernseher und es wird laut! Doch eine Handbewegung des Häuptlings und alles ist ruhig, ganz still und es ist zu merken, wie er versucht, seine Rührung zu unterdrücken und seine Stimme fast monoton wird, um vom Glanz seiner Augen abzulenken, während er sich bedankt und das uns alles leise übersetzt wird. Wir haben ins positiv Schwarze getroffen, sein Herz, da er uns bittet, neben ihm Platz zu nehmen, mit einer Handbewegung alle in Bewegung setzt, um nur mit seiner Dolmetscherin allein sich weiter mit uns zu unterhalten. Beschleunigt die Festmahlvorbereitung, gibt ihm Gelegenheit, sich persönlich zu bedanken und sein Ton ist jetzt völlig anders, wach, präzise, gemischt mit tiefer Rührung und ein Blick in seine Augen zeigt, dass er weiß, was er ist und was nicht, da er deutlich sagtIch bin, verglichen mit eurer Welt und vielen großen Männern nur ein kleiner Häuptling und ich weiß, dass bei uns nur Fortschritt importiert werden kann, bejahe ihn auch, da die Welt durch solche Dinge an sich nicht schlechter wird, aber wir haben auch etwas, was der Fortschritt euch nicht geben kann, eher weggenommen hat, wir aber bewahren konntendas Wissen um unser Dasein, unsere Fähigkeiten und unsere Liebe füreinander, die in einer großen Gemeinschaft so nicht möglich ist...“ und er schaut uns beide prüfend an und fragt dann direkt „...bei euch heißt es Amors Islands, wenn es um unsere Inseln geht, wißt ihr das?“ Wir schauen ihn beide offen an und nicken. Er fährt fortEs sind schon viele gekommen, aber nur wenige haben etwas gesehen und mit Wissen haben nur ein paar die Inseln verlassen. Ich will euch alles geben, was ich kann und weiß, da mein Sohn und seine Frau für euch gesprochen haben, ihr mir eine unglaubliche Freude bereitet habt, da ich gern noch etwas von der Welt sehen möchte, auch wenn ich es nicht verstehe, aber für euch ist es eine Zeit schwerer Prüfungen, die ich nur bedingt verkürzen kann, da ihr zwar alt genug seid, um schneller zu verstehen, aber damit auch und als Europäer noch dazu viel, viel weiter weg, von dem, was wir uns bewahrt haben!“ Und er fragt direkt und ohne SchnörkelWollt ihr wissen, was Amors Islands wirklich sind?“ Wir stimmen beide zu, nicken mehr als deutlich. „Gut, so sei es!“ seine AntwortHeute bleibt ihr noch auf dieser Insel, bekommt meine Hütte, ab morgen gehört euch Magic Island, solange ihr wollt oder könnt, aber, wenn ihr euch zusammen erfahren wollt, so müßt ihr auf der Insel bleiben, bis es geschehen ist, da ihr euch sonst ziemlich sicher trennen werdet. Wenn ihr es aber erfahren habt, dann kann euch nichts und niemand jemals wieder trennen. Es ist gute Magie für uns, wichtige sogar, aber sie ist ein Problem, wenn der Kopf voll istund ihr habt volle Köpfe, viel Wissen, um dass ich euch beneide und viel Wissen, das das wahre Wissen über euch selber zugeschüttet hat!“ Ich entgegne ihmWir sind froh zu hören, dass es um gute Magie geht. Wir wissen viel von unserer Welt, das ist klar, aber wir wissen nichts von eurer, schon gar nichts genaues, gerade mal ein Gerücht, das wir gestern abend erfahren haben und das lediglich in unsere Suche hineinpaßte, da wir so weit gereist sind, um uns selber zu erfahren und noch gemeinsam dazu!“ Leise kommt seine AntwortIhr werdet alles erfahren, ganz sicher nicht alles sofort nachvollziehen können, da wir euch nicht wie unsere Kinder großziehen und langsam lernen lassen können, aber wir haben schon in früher Vergangenheit Gäste, Besucher gehabt, die bei uns blieben und Teil unserer Gemeinschaft wurden und dafür eine spezielle Magie entwickelt. Ihr werdet kaum bleiben, auch wenn jetzt ein Fernseher da ist, sollt aber für immer ein Teil unserer Gemeinschaft werden. Ob ich meinen Sohn in die Fremde schicke, damit er lernt, was zu lernen ist, oder ihr lernt, was ihr könnt, um es mit euch zu nehmen, es ist das gleiche... – auch unsere Gemeinschaft muß sich verändern wie jede andere und auch eure, wenn sie überleben will... – und alles, was helfen kann, sollte genutzt werden, auch wenn damit immer Schädlichkeit in der Nähe ist.“
Das Essen schmeckt uns, es wird getanzt, es wird palavert, aber wir merken, wir sind langsam müde, etwas überfordert, da allein das sprachliche Problem nicht ohne ist. Irgendwann können wir wenigstens einfach spazieren gehen, versteht unser Gastgeber, verstehen alleund wir sind in dem berühmten kleinen Plus, einfach allein und für uns zu seinbrauchen wir dringend, da alle Sensoren in uns das signalisieren und Gemeinschaftsleben hin oder her, das nicht unsere Intention war, auf diese Inseln zu gehen. Gut, wer Wasser kochen will, muß Feuer machen oder hinnehmen, sehen wir auch so, aber magische Rituale und Prüfungen, auch wenn wir nichts weiter wissen, ist so ein Ding, von dem wir erst noch ein bischen erfahren wollen, das aber kaum heute abend schaffen werden.
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