Drei Klos in einer Wohnung zu haben, ist schon ein ziemlicher Luxus. Trotzdem werde ich seit dem Umzug aus der Zweiklowohnung meiner Verrichtungen nicht mehr recht froh. Das Hauptklo liegt zu abgelegen, das erste Gästeklo ist zu schmal und verhindert die bequeme Lektüre von Tageszeitungen und Büchern jenseits des Quartformates, zudem ist dort keine günstige Ablagemöglichkeit für typische Klolektüre wie Satire– und politische Monatszeitschriften gegeben. Klo Nummer drei ist eigentlich fast das ansprechendste, wird von mir jedoch ebenfalls nur selten benutzt, da sich dort auch Waschmaschine und Trockner befinden und ich nur ungern an die hiermit verbundenen Arbeiten erinnert werde. Zudem wurde bei der Renovierung nicht auf eine Abschließmöglichkeit geachtet und obwohl diese eigentlich nur vonnöten ist, wenn sich wieder einmal neugieriges Kinderzeug in der Wohnung befindet, so bereitet mir das grundsätzliche Fehlen dieser Option doch ein latentes Unbehagen. Zudem liegt diese Toilette in unmittelbarer nähe zum zweiten Eingang und das auch noch rechter Hand. Ich glaube ja nicht an Feng Shui, viel eher mag es sein, daß ich im Hinterkopf befürchte, Defäkationsgeräusche könnten in den Hausflur schallen, vielleicht liegt es aber auch an einer Wasserader. Überhaupt, wie mag ein Rutengänger zu Gästeklos stehen? Ich könnte mir angewöhnen, das Saunaklo oder das Souterrainklo zu benutzen, zumal letzteres das einzige der fünf mit direktem Lichteinfall ist, aber mit den Büchern immer gleich anderthalb Treppen tiefer zu gehen und dabei womöglich auf dem Weg vorbei an der Waschküche unserer Mieter von diesen gestellt zu werden, wäre mir auch unangenehm. »Ich würde gerne weiter mit ihnen plaudern, aber sie sehen ja [hält einen Stapel Druckerzeugnisse hoch] ich wollte gerade auf die Toilette...« Andererseits könnte ich mir angewöhnen, die ausgelagerten Bücher aus der Souterrainwohnung zu lesen. Thomas Mann und die gesammelten Werke Bölls in zehn Bänden würden bestimmt für einige Sitzungen reichen. Andererseits soll das Kacken ja auch Spaß machen. Klinge ich jetzt schon wie dieser drollige neurotische Anglistikstudent aus Köln? Ach, es ist ja nur, daß ich in den frühen Morgenstunden meist noch etwas dünnhäutiger bin. Apropos dünnhäutig, ich sollte langsam ins Bad und die Tagescreme auftragen.
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