Holofernes. Da bin ich, Jetzt kann's angehn.
Idun. Was meinst du?
Chalkol. Der Sturm?
Zepho. Die Schlacht?
Holofernes. Nix da, die Götzenopferei. An welchem unserer Götter is denn heut' die Tour?
Oberpriester. Baal hat am längsten kein Opfer gekriegt.
Holofernes. Gut also! Baal ist überhaupt ein charmanter Gott, der mit einigen Lampeln zufrieden ist.
Oberpriester. Baal wird dir ferner noch Sieg verleihn.
Holofernes. Solang' ich die Siege erkämpfe, ganz gewiß.
Oberpriester. Wenn er dich nicht beschirmte –
Holofernes. Is schon gut, ich halt' mich ja nicht auf, wenn's auch a paar Kalbein sind. (Leise.) Ich kenne den Rummel und weiß recht gut, wer die Opfertiere speist.
Oberpriester. Aufgeklärter Holofernes, das blöde Volk -
Holofernes. Muß an den Opferappetit der Götter glauben. Wenn du mir aber ein Götzen-X für ein Vernunft-U machen willst, so tu ich einmal deinen Göttern einen guten Tag an und lass' dich selber opfern.
Oberpriester. Herr -!
Holofernes. Kusch!
Oberpriester (zu den Hauptleuten). Er ist nicht gut zu sprechen.
Idun (leise). Mir sagte sein Kämmerling, daß er mit dem linken Fuß aufgestanden.
Chalkol (ebenso). An solchen Tagen ist immer seine rechte Hand zu fürchten.
Zepho (ebenso). Es ist eine schöne Kommission, in seiner Suite zu sein. (Alle ab bis auf Holofernes.)
Holofernes (allein).
Holofernes. Ich bin der Glanzpunkt der Natur, noch hab' ich keine Schlacht verloren, ich bin die Jungfrau unter den Feldherrn. Ich möcht' mich einmal mit mir selbst zusammenhetzen, nur um zu sehen, wer der Stärkere is, ich oder ich.
Johann Nestroy: Judith und Holofernes
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