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simoncito schrieb am 22.9. 2000 um 10:17:50 Uhr über

Ruine

was kann man tun, wenn Ruine nicht da ist? Ruine nannten wir immer die Putzfrau, dort in der Institution in Bochum, die sah immer aus, als legte sie wirklich Wert auf Ihr Image. Rotgefaerbte Haare mit grauen Ansaetzen, dicke Striche statt Wimpern, immer ne feuchte Fluppe zwischen den dick bemalten Lippen. So ein schlaffes, altes Frustgesicht, das durch Kosmetik nur noch mehr entstellt wird. Geredet hat se nie, nur geknurrt, und auch das nur mit sich selbst. Selbst die Pfleger ham sich nicht an die rangetraut. Saubergemacht hat die nie, stand nur rum mit Gummihandschuhen, in ihrer gammeligen Kittelschürze, und hat geraucht, und aus den Fenstern auf den Hof gesehen.

Als ich dann rauskam hab ich Sie mal auf der Strasse gesehen, da hatte Sie nen schwarzen Perzmantel, und die Haare waren blond, aber nciht billig blond, eher ne 300-Mark-Frisur, und sie hatte so ´n Jungschen am Arm, der war vielleicht grade mal 25, wenn´s hoch kam. Die haben gelacht und sind nachts an mir vorbei, und ich könnte schwören, sie hat mir zugezwinkert. Da war sie plötzlich keine Ruine mehr.

Vielleicht hatse im Lotto gewonnen.


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