Die Wurzelrassen-Lehre als ein zentrales Element anthroposophischer Weltanschauung
»Die weisse Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse.«
(Rudolf Steiner, 1923)
Im Jahr 1994 entdeckte Angelique Oprinsen, Mutter einer Schülerin der Waldorfschule in Zutphen (Niederlande), ein Übungsbuch bei ihrer Tochter, dessen Inhalte sie schockierte. Das Werk trug den Titel »Rassenkunde« und Frau Oprinsen fand darin eine Tabelle, derzufolge die »schwarze Rasse« als kindlich, die »gelbe Rasse« als heranwachsend, die »weisse Rasse« als erwachsen und die »rote Rasse« als vergreist einzustufen sei.
Ausserdem enthielt das Buch Sätze mit Stereotypen wie: »Neger haben einen Sinn für Rhythmus und dicke Lippen« und bei »gelben« Menschen »versteckt das immerwährende Lächeln die Emotionen«. Frau Oprinsen stellte den Lehrer ihrer Tochter zur Rede. Bei einem Treffen mit Lehrern und Eltern der Waldorfschule bekam sie zu hören, dass sie die Ideen Rudolf Steiners über »Rassen« nicht verstehen würde. Wäre es anders, würde sie auch den Unterrichtsstoff gutheissen.
Frau Oprinsen ließ sich nicht einschüchtern und nicht beirren. Sie informierte die Redaktion von De Volkskrant, die den Vorfall in einer ihrer Wochenendausgaben auf der ersten Seite publik machte und damit eine heftige Auseinandersetzung auslöste. Der stellvertretende Vorsitzende der niederländischen Anthroposophen, Christof Wiechert, tat die Affäre zuerst als »Einzelfall« ab und stempelte den Lehrer zum Sündenbock. Kurz darauf fabulierte er selbst im Radio über die »speziellen Qualitäten« dunkelhäutiger Fussballspieler bei Ajax Amsterdam. Wiechert trat als nächster »Einzelfall« einige Tage später von seinem Posten zurück. Der Vorstand der niederländischen Anthroposophische Gesellschaft sprach sich in Zeitungsanzeigen gegen Rassismus aus und bezog prophylaktisch den Guru mit ein: »Soweit bei Rudolf Steiner die Rede von Rassenlehre sein sollte, distanzieren wir uns davon ausdrücklich.«
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