Diese zwei psychisch kranken Lesben haben mir den Opener beim Moers-Festival versaut. Nein, ich überzeichne gar nichts! Ich hatte mir einen Sitzplatz an der Seitentribüne verschafft, unterste Reihe, und dann kommen die beiden an, nicht direkt Partnerlook, aber beide im verwaschenen Rot des nicht zu lauten Optimismus. Erst dacht eich, die eine ist die Betreuerin der anderen, weil Moers ja mit der Aktion Mensch kooperiert, vorne an der Bühne dürfen immer die Rollis stehen, 'Die Regierung' hat auch mal da gespielt, finde ich ja auch alles gut so, aber: Die mit dem unrasierten Nacken, mit der verwaschenen Sprache die, stellt ihren Rucksack, ein Riesentrümmer wie für eine NangaParbat–Expedition, direkt neben mich, nur durch die Tribünenbegrenzung von mir getrennt. Und das war ein strategischer Punkt, an dem alle, die in die Halle wollten, vorbeimussten. Der Rucksack stand mit der Front an die Bretterverschalung gelehnt und die Tragegurte hingen wie Stolperfallen in den Raum rein. Nicht einer, nicht drei, mindestens fünf Leute sind über das Scheißteil ins Straucheln geraten. Und immer war eins der Weiber weg, nach Platten gucken, strullen, Cola holen, und die jeweils andere hockte einen Platz über mir und starrte nicht etwa auf David Murray, der klasse wie immer war, sondern auf diesen Scheiß Rucksack, vermutlich, um zu verhindern, daß er zu fest getreten würde. Und wer bekam die strafenden Blicke der Gestrauchelten ab? Natürlich ich, neben dem der Rucksack stand. Zwischendrin hatte die eine dann auf einmal so eine Art Geldkatze verlegt und hub ein Riesengejammer an: »Da ist das Geld drin, die Tabletten, alles!!!« War dann aber plötzlich wieder aufgetaucht, aber das alles, noch dazu in schwäbischem Dialekt vorgetragen, veranlaßte mich, den Rest des Abends auf einem Stehplatz in der Nähe der Lautsprecher zu verbringen.
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