Sommer 1994:
Die Hutu-Diktatur wollte die Minderheit der Tutsi auslöschen und zugleich die demokratische Opposition innerhalb der eigenen Ethnie; es starben Hunderttausende von Tutsi und - was häufig unterschlagen wird - Zehntausende von Hutu. Im aufgehetzten Volk, unter den verarmten, ungebildeten Bauern, fanden sich genügend Helfer. Der Streit um knappes Land in einem übervölkerten Agrarstaat, Neid und nackte Gier steigerten sich zu mörderischem Hass.
»Tötet! Tötet! Tötet!«, schrien die Präfekten, Unterpräfekten und Bürgermeister, die Dorfältesten und Schlagersänger, die Professoren, Parteifunktionäre und katholischen Priester. Und viele Hutu, erzogen zu blinder Autoritätshörigkeit, folgten willig den Befehlen. Sie schlachteten Freunde, Nachbarn und Verwandte ab, ja sogar Ehegatten. Lehrer brachten ihre Schüler um, Ärzte ihre Patienten, Pfarrer ihre Glaubensbrüder.
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