"Der russische Ölkonzern Yukos kommt nicht zur Ruhe. Jetzt droht dem Konzern möglicherweise die Insolvenz. Westliche Großbanken haben damit gedroht, einen Milliardenkredit vorzeitig fällig zu stellen.
Das Bankenkonsortium wird von der französischen Société Générale angeführt. Ihm gehören unter anderem die Deutsche Bank, die Commerzbank und die Citibank an. Sollte das Konsortium den Kredit in Höhe von einer Milliarde US-Dollar vorzeitig fällig stellen, müsste Yukos die geliehene Summe sofort zurückzahlen. Gleichzeitig könne Yukos die Zinsen für den Kredit aber auch aus den laufenden Erdölexporten begleichen, teilte das Konsortium Yukos in einem mit dem 23. April datierten Schreiben mit.
Die Banken erklärte weiter, Yukos drohe insolvent zu werden. Nicht, dass die Geschäfte des Konzerns auf einmal nicht mehr liefen. Nachdem der frühere Yukos-Chef und Großaktionär Michail Chodorkowski im Oktober 2003 verhaftet wurde, verdichten sich die Vermutungen, dass der Kreml nicht nur den ehemaligen Konzernlenker verurteilt sehen will, sondern auf eine Pleite des kompletten Konzerns abziehlt.
Milliardenforderungen
Den letzten Dolchstoss bekam Yukos erst vor etwa zwei Wochen versetzt. Die russischen Steuerbehörden forderten für ein einziges Jahr Steuernachzahlungen in Höhe von 3,5 Milliarden US-Dollar. Ein Moskauer Gericht untersagte dem Unternehmen daraufhin sofort, jegliches Eigentum oder eigene Aktien zu verkaufen oder zu verleihen. Außerdem verbot das Gericht Yukos, Änderungen am Aktienregister vorzunehmen. Das trifft den Ölkonzern hart, da durch die Entscheidung auch die gescheiterte Fusion mit dem Konkurrenten Sibneft nicht abgewickelt werden kann.
Der Konzern hat mittlerweile Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wegen angeblicher Verfolgung durch das russische Steuerministerium beantragt. Chodorkowski hatte nach seiner Verhaftung ebenfalls eine Klage bei dem Gerichtshof eingereicht.
Der Yukos-Aktie hilft das allerdings nur wenig. Am Montag sackte der Kurs um zehn Prozent ein. Am Dienstag konnte sich die Aktie zwar wieder erholen, doch die Unsicherheit bleibt. Die Ratingagentur Standard & Poor’s hatte bereits vergangene Woche die Kreditwürdigkeit des Unternehmens deutlich auf »CCC« herabgesetzt. »CCC« heißt in der Sprache der Ratingagenturen ungnügende Bonität, das Unternehmen droht zahlungsunfähig zu werden.
Quelle: boerse.ARD.de"
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