Johann Christian Günther
An Rosetten
Ihr drückt mich zwar, ihr schwanenreinen Hände,
Ihr drückt mich zwar, doch leider nur aus Scherz;
Ihr fühlt den Puls, ihr merkt die schnellen Brände,
Ach, führt sie doch Rosetten in das Herz!
Meldet ihr dabei
Den Ursprung solcher Qual
Und sagt, es sei
Nichts anders als ein Strahl.
Ein holder Strahl der feuerreichen Blicke
Steckt unverhofft den Sitz der Freiheit an;
Da diese flieht, so bleibt kein Trost zurücke,
Als den mir noch die Liebe geben kann.
Aber ach, auch die
Gibt Finsternüs auf Licht
Und zeigt zu früh,
Wie leicht die Hoffnung bricht.
Die Hoffnung bricht; ach Kind, du könntest retten,
Du siehst und hörst viel Sehnsuchtszeichen gehn;
Ich wünsche mir das Glücke deiner Ketten,
Es gibt es selbst mein Finger zu verstehn.
Ach, erbarm dich noch!
Und folgt auch kein Gehör,
Vergeß ich doch
Dein Wesen nimmermehr.
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