Nachdem ich Rosenstolz gehört habe, erlaube ich mir folgendes Urteil: Sie sind nicht so schlimm, wie ich es mir immer vorgestellt hatte, aber auch nicht überzeugend. Die Sängerin hört sich an wie Nena, was zugleich bedeutet, dass sie ähnlich schlecht singen kann wie Nena. Ihre Texte finde ich austauschbar und nicht besonders tiefgründig, eben eine etwas progressivere Art von deutschem Schlager, nicht mehr oder weniger. Dass sie zu schwulen Ikonen geworden sind, liegt wohl in erster Linie daran, dass sie öfter bei schwulen Veranstaltungen auftraten, dass der Mann schwul ist und dass ihr Name das Wort »Stolz« enthält. Ansonsten scheinen sie sich eher ein Hetero-Image zu geben, zumindest in ihren Texten ist Homosexualität offensichtlich kein Thema. Dass das ausreicht, um zu schwulen Ikonen zu werden, spricht nicht gerade für die »Szene« und bestätigt eher meine Vorurteile. Da lobe ich mir dann schon den leider kürzlich verstorbenen niederländischen Liedermacher Robert Long. Der konnte nicht nur - auch in gutem Deutsch - singen, sondern sang auch noch wunderschöne melancholische, manchmal auch äußerst bissige Lieder, in denen er seine eigene Homosexualität nicht ausklammerte. Um dennoch Publikumsliebling zumindest in den Niederlanden zu werden, bedurfte es keinerlei Affektiertheit und auch nicht eines schwulistischen Personenkults.
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