„Das war Terrorismus“
Erschossen: GabrieleSandri
Rom - „Ein ekliger Bastard hat meinen Sohn ermordet. Auf dass Du verflucht seist für immer!“ Nackte Wut spricht aus dem Zettel, der am Bekleidungsgeschäft der Familie Sandri klebt. Davor, in dem wohlhabenden römischen Wohnviertel Balduina, herrscht am Montagmorgen ein Kommen und Gehen. Freunde legen Blumen über Blumen nieder, Trauerkarten mit Erinnerungen an „Gabbo“, diesen „kleinen großen Menschen“, dessen „Lächeln verzaubert“ hat - und der 24 Stunden zuvor, an einer toskanischen Autobahnraststätte, einer Polizeikugel zum Opfer gefallen ist.
Die Fan-Gemeinde des Erstliga-Klubs Lazio Rom defiliert vorbei, denn GabrieleSandri war einer von ihnen; aber zu ihren himmelblauen Schals, die sie still vor dem Geschäft der Familie ablegen, gesellen sich auch einige gelb-rote von AS Rom, der lokalen Konkurrenzmannschaft. Die Trauer schließt selbst verfeindete Tifosi zusammen.
Die Wut auch. Sie führt eine Explosion an Gewalt herbei, wie Italien sie seit dem G-8-Gipfel von Genua 2001 nicht mehr erlebt hat. Die paar Hundert Randalierer, die am Sonntagabend die Gegend um das römische Olympiastadion verwüsten, etliche Brände legen und sogar eine Polizeistation überfallen, tragen schon gar nicht mehr die Farben irgendwelcher Vereine. Sie haben sich einheitlich schwarz vermummt.
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